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So schreibt die Presse

 

- Umfassende und bislang einzigartige Aufarbeitung des Themas

- Mit zahlreichen Bildern und neuen Erkenntnissen

- Von einer erfolgreichen Autorin und Historikerin recherchiert

 

Sie waren Kräuterfrauen und Heilkundige – die Geburtshelferinnen des Mittelalters.

Oft verdächtigt, mit dem Teufel im Bunde zu stehen, führte ihr Weg vor allem in Franken in der frühen Neuzeit häufig auf den Scheiterhaufen. Später verdrängten kirchlicher Wunderglaube und Verbote ihr wertvolles Wissen. Die Historikerin Birke Grießhammer gibt mit aktuellen Forschungsergebnissen Einblick in die Geschichte der Geburtshilfe, der Frauenheilkunde und der grausamen Verfolgung der „Hexenhebammen“ und Geburtshelferinnen von Bad Mergentheim bis Gerolzhofen, Ellingen, Würzburg, Bamberg und Coburg. Sie vermittelt anschaulich die Methoden der Geburtshelferinnen und die durch Ratsherren und Kirche gesetzten Grenzen ihres Wirkens. Mit Auszügen aus Verhörprotokollen zeichnet sie ein prägnantes Bild vom Leben und Leiden der Frauen in Franken.

Diese lebendige Spurensuche zwischen Kräuterwissen, Hexenhammer und Volksfrömmigkeit ist ein wertvoller Beitrag zur Erforschung der alten Frauenkultur und reißt jeden Geschichtsbegeisterten mit.

Birke Grießhammer studierte Neuere Geschichte, Kunstgeschichte sowie Pädagogik. Seit vielen Jahren erforscht sie die Hexenverfolgung in Franken. Als Leiterin des Stadtmuseums in Erlangen zeigte sie 1985 eine Ausstellung zu diesem Thema und erarbeitete zusammen mit der Gruppe Raute die Wanderausstellung „Hexenverfolgung in Franken“, die von 1997 bis 2003 an vielen Orten zu sehen war. In der Vergangenheit hat sich Birke Grießhammer mit zahlreichen Publikationen

und einer Website einen Namen gemacht

 

 

 

Betr. „Auf dem Scheiterhaufen“ der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover 2013/2014

 

Alle evangelischen Landeskirchen sollten nach gemeinsamer Information und  Diskussion ein Schuldbekenntnis zur Beteiligung  an der Hexenverfolgung ablegen.

Auch die evangelischen Theologen und Pfarrer haben damals gelehrt, die Frau sei minderwertiger als der Mann und deshalb leichter vom Teufel zu verführen (Luther begründete dies mit dem Wort „Femina“= minderer). 

Dies war der Ausgangspunkt für die drei Jahrhunderte andauernde Frauenverfolgung als Hexen, der im ersten Viertel des 17. Jh. auch bis zu 20 % Männer anheimfielen.

Das wäre als Erstes notwendig, um das traumatische Geschehen gegen die vermeintlich vom Teufel Verführten aufzuarbeiten.

 

Die Theologen und Pfarrer auch die evangelischen und reformierten predigten von der Kanzel herab gegen die als Hexen verfemten, nannten die Namen der Verdächtigten, stießen sie aus der Gemeinde aus  und  nahmen an den Prozessverfahren in vielfacher Weise auch mit Gutachten teil, an denen sie verdienten.

Alle Akteure, Obrigkeiten, Ankläger, Richter, Scharfrichter, Folterer usw. waren Christen und konnten und wollten sich der christlichen Lehre vom Teufel und seinen Buhlerinnen  nicht entziehen. Sie waren unbarmherzig, folgten den Obrigkeiten und nicht dem Gebot Jesu. 

Das ist die Schuld der christlichen Kirche, der christlichen Kirchen, auch der evangelischen Theologen und Pfarrer.

Sie hätten es auch anders halten können, wie das Geschehen in Rothenburg o. T. oder in Unna  zeigt.

 

Aber nein, sie gehörten mit zu den Hetzern, wieder Fall der Ramholdin im evangelischen Coburg zeigt (unter Mitwirkung des evangelischen Theologen Johann Meyfart, später Professor für Theologie in Erfurt).

 

Das Schuldbekenntnis der Theologen und Amtsträger der evangelischen Kirchen  in der Nachfolge im Amte heute  wäre der erste Schritt zur Aufarbeitung der Hexenverfolgung:

Ein Schuldbekenntnis ( nicht lediglich eine Schuldanerkenntnis)

dann Reue,

dann Buße

und dann  

die Revision der Missachtung der Frau (gegen Luthers Lehre).

und auch die Lehre vom Teufel.

Beides ist bis heute nicht geschehen.

 

 

Die Synode der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Bayern hat unter dem Vorsitz von Dieter Haag am 29.11.1996 auf meinen Antrag hin und  unter Mitwirkung einer Arbeitsgruppe unter Prof. Joachim Track, Neuendettelsau, ein Mitverschulden der Protestanten bekannt und ein Umdenken von der Sicht der Frau gefordert.

Ein Schuldbekenntnis und ein Umdenken sollte in jeder evangelischen Landeskirche von führenden TheologInnen bekannt und ausgesprochen werden.

Die katholischen Bischöfe konnten sich dazu bis heute nicht entschließen.

 

Darüber hinaus wäre es wichtig, auch in den Kirchen und Gemeinden über die unrechtmäßigen Prozesse und die Leiden aller, die angeklagt und gefoltert wurden, zu informieren, ihrer ehrend zu gedenken, ihre Namen zu nennen und ihre Ehre als Christen wieder herzustellen. Sie galten als Ketzer und GottesleugnerInnen, was sie bis in den Tod hinein gequält hat.

„Gott wird endlich mein Haupt aufrichten und mich wieder in ehren setzten“ Maria Rampendahl, als Hexen angeklagt in Lemgo, Landkreis Lippe, 17. Jh..

 

Eine moralische Rehabilitierung könnte in jeder Kirchengemeinde an gleicher Stelle erfolgen, wo die Kriegstoten geehrt werden.

 

Ich fordere, dass ein Prozess der Erforschung, der Information und der Diskussion in allen Landessynoden und Kirchengemeinden zur Hexenverfolgung geführt wird, der bis zum Gedenkjahr 2017 zu einer gemeinsamen Erklärung der evangelischen Kirche in der BRD zur Hexenverfolgung führt:

Die Minderwertigkeit der Frau muss aus den Lehrbüchern getilgt werden, die Teufelslehre muss revidiert werden,

die Theologen müssen endlich ihre historische Schuld bekennen.

Entsprechendes war bei der Judenverachtung und -vernichtung ja auch  möglich.

 

Birke Grießhammer

Nürnberg, 14.1.2014

www.hexen-franken.de

 

 

Birke Grießhammer,

angeklagt -gefoltert- verbrannt.

Die Opfer der Hexenverfolgung in Franken.

Suttonverlag, 2013, 16,95.

gr.birke@arcor.de

 

Einführung zur Buchpräsentation am 2.8.2013 im Hexenturm in Zeil am Main.

 

Ich danke

- dem Suttonverlag mit Sitz in Erfurt, daß er dieses Buch herausgegeben hat,

- Herrn Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD) für die Gastfreundschaft und den Sektempfang im Hexenturm Zeil,

- Herrn Prof. Ulrich Knefelkamp Bamberg/Frankfurt an der Oder für sein wohlwollendes Vorwort und seinen Redebeitrag heute.

Ich begrüße unter den hier anwesenden historisch Forschenden und Interessierten die Kulturreferentin Gisela Lang aus Kronach, die mich und die Wanderausstellung seit Jahrzehnten unterstützt hat.

 

Die Hexenverfolgung, die Drutenjagd in Franken, hat mich seit 1985 nicht losgelassen. Damals erarbeitete ich eine Ausstellung in Erlangen und anschließend eine Wanderausstellung mit 98 Text- und Bildtafeln, die nun hier im Hexenturm aufgehoben wird.

Das Schicksal der unschuldigen bis über den Tod hinaus als Hexen, Druten oder Unholde verfemten Opfer in Franken berührt mich.

Die grausam gefolterten Frauen, Männer und Kinder erbarmen mich, ihre Hilflosigkeit, ihre Verlassenheit, ihre Schreie, ihre Klagen, ihre Gebete ...

Kann man da lediglich den Standpunkt „distanzierter Wissenschaftlichkeit" einnehmen?

Ich versuche den Verfemten durch die Erforschung ihrer Schicksale gerecht zu werden.

Für mich waren und sind die Aussagen der Geschundenen in den Verhörprotokollen die wichtigste Geschichtsquelle. Dort fand ich beim kritischen Lesen hin und wieder Aussagen der Opfer, die etwas von ihrem Tun, ihrem Denken, ihren Schmerzen, ihren Gewissensqualen und ihrer Standhaftigkeit ahnen lassen, soweit dies die der Obrigkeit gehorsamen Schreiber aufzeichneten.

Nur wenige Schicksale der ungezählten oftmals namenlosen Opfer wurden mir deutlicher. Ich habe versucht einige in diesem Buche aufzuschreiben:

- Die schwarze Els in Nürnberg, die wegen eines Liebeszaubers ertränkt wurde,

- die Baumgärtnerin in Ellingen, die vergebens stundenlang der Folter widerstand, um ihre Tochter vor diesen Leiden zu bewahren,

- die evangelische Bösmüllerin in Weißenburg, eine Hebamme, die von benachbarten Frauen im katholischen Ellingen in der Folter angeschwärzt worden war,

- die Lena Panzer in Kronach, die als schändliche Raedelsführerin beschimpft wurde,

- die Gänswirtin aus Bamberg, die fliehen konnte und sich dem Kaiser zu Füßen warf,

- der Bürgermeister Hans Langhans in Zeil, der ein Schreibbuch mit den Namen der Hingerichteten hinterließ,

- die Ramholdin in Coburg, die es wagte, einen Hexenkommissar als Bluthund zu bezeichnen

- und einige andere.

 

Wegbereiter für diese Veröffentlichung war das Buch von Ralph Kloos und Thomas Göltl: Die Hexenbrenner von Franken. Es war nur wenige Monate zuvor ebenfalls im Suttonverlag erschienen.

Den „Hexenbrennern" liegt die Rekonstruktion des wohl lediglich einigen Historikern bekannten Drutenhauses am Häfnermarkt in Bamberg zugrunde. Durch die Videoschau im Internet und durch das Buch gelangte das Hexenthema in das Bewusstsein weiter Bevölkerungskreise in Bamberg, in Franken und in Bayern. Es löste Betroffenheit aus und führte bei vielen zu der Frage: „Wieso habe ich davon bisher so wenig erfahren?"

Das massenhafte Verbrennen unschuldiger Menschen gerade in den Bistümern und den Deutschordenskommenden in der Region Franken wurde bislang zumeist erklärt mit einem „Massenwahn", mit dem Aberglauben des dummen Pöbels, mit einer „Klimaveränderung", der sog. „kleinen Eiszeit". Es hieß u. a. niemand konnte dem „Spuk", dem „Wahn", dem „Phänomen" entgehen, niemand war schuld, alle seien davon befallen gewesen, niemand habe sich dem entziehen können. So konnte man niemanden zur Rechenschaft ziehen. Täter wurden nicht genannt, es sei alles einem „Irrtum der Geschichte", dem „Zeitgeist" geschuldet.

In Schulgeschichtsbüchern und in den Handbüchern der Geschichte Frankens wurde die Hexenverfolgung weitgehend verschwiegen, noch 1984 und 1996.

 

Was war bei der Hexenverfolgung in Franken so anders als anderswo?

1. Hier fanden europaweit die zahlenmäßig größten und brutalsten Prozessserien und Massenhinrichtungen statt.

In den mehr als 200 Jahren, die hier besonders untersucht werden, zwischen ca. 1500 und 1650 tobten in der Region Franken Brutalität, Grausamkeit, Glaubenskriege, Ausbeutung, Vergewaltigung, Faustrecht, Hungersnöte, Missernten, Seuchen, Flucht und Vertreibung. Zu Beginn dieser Zeit wehrten sich Menschen, hofften auf eine Verbesserung ihrer Lage, bäumten sich gegen ihre Obrigkeit auf, scharten sich zusammen. Die aufmüpfigen Untertanen wurden besiegt, massenhaft hingerichtet, die Bauern als Rebellen, die Wiedertäufer, die Hussiten, die Hexen und Zauberer als Ketzer und Ketzerinnen.

Die Region Franken war damals in ungezählte kleine Herrschaftsgebiete zersplittert. Zahlreiche noch bedeutende Ritterschaften hatten Sitz und Stimme in entscheidenden Gremien. Die Freien Reichsstädte wurden wohlhabend und einflussreich. Die mächtigen Fürstbischöfe hielten weltliches und geistliches Recht in einer Hand und führten Kriege.

Begonnen hatte diese Zeit der Unruhe und Gewalt mit der Reformation. Nach dem Trienter Konzil, auf dem sich Jahre lang einflussreiche katholische Herrscher und Kleriker kennen lernten und berieten, folgte die Gegenreformation, deren Anführer Carlo Borromäus in Franken als Heiliger verehrt wird.

Es folgte die unbarmherzige Rekatholisierung mit den zahlreichen Mandaten der Fürstbischöfe gegen die Protestanten und dem Gebot, sich entweder erneut firmen zu lassen oder auszuwandern. Der Besitz der Vertriebenen wurde vom Bischof eingezogen. Die Denunzianten der Glaubensabweichler wurden für ihre Anzeigen belohnt.

Die Altgläubigen siegten auf dem Schlachtfeld auf der ganzen Linie. angefangen von Max I. von Bayern am Weißen Berg bis zur Schlacht bei Nördlingen im Schmalkaldischen Krieg. Die einander bekämpfenden Heere zogen Jahrzehnte lang brennend und rottend durch die ganze Region.

Das alles ist in Franken bekannt, wird aber selten im Zusammenhang mit der Verfolgung der Hexen, der Druten, der Unholde gesehen.

Bestraft wurden die Abgefallenen, die Ketzer auch in den Hexenprozessen. In den Urgichten führte das unter der Folter erpresste Geständnis eines Teufelspaktes, der Teufelsbuhlschaft und der Sakramentsschändung zu dem Todesurteil wegen Häresie, wegen Ketzerei.

Mit Hexen, Unholden, Druten und Druttnern, mit Zauberern gab es kein Mitgefühl, so wird berichtet.

Die schriftliche Überlieferung stammt aus der Feder obrigkeitsfreundlicher Schreiber, Richter oder Hexenkommissäre.

Sie waren Männer, die Angeklagten waren zu Beginn der Verfolgung bei den Deutschordenherren fast ausschließlich Frauen, zu seinem Ende waren bis zu 80 % der Verhörten Frauen. Sie wurden als schwach und falsch verachtet und hatten bei Gericht kein Zeugnisrecht.

2. In Serienprozessen und in Massenhinrichtungen, in „einem Brand", wie es in den Quellen heißt, wurden mehrere Verurteilte zugleich zu Tode gebracht, wohl um das Holz zu sparen. In Ellingen wurden wohl vier oder fünf Frauen miteinander an Pfähle gebunden und vor Töpfen mit brennendem Teer mehr geröstet als verbrannt. In Zeil ist ein eigener Brennofen bezeugt, um der zahlreichen Leichen Herr zu werden. Es wurden schnelle Serienverfahren im beginnenden 17. Jh. durchgezogen. In den Bistümern Bamberg weiß man von ca. 600 bis ca 1000 Opfern, in Würzburg waren es ebenso viele, in Eichstätt wenig später über 600. Sie sind namentlich belegt, dazu kommt eine weitere Anzahl namentlich nicht bekannter.

Begonnen hatten diese Verfahren die katholischen Deutschordenherren in Mergentheim, in Ellingen und Eschenbach. Viel weniger Hexenprozesse und -hinrichtungen wurden in den protestantischen Reichsstädten durchgeführt, in Nürnberg, Weißenburg, in Dinkelsbühl, in Windsheim und in einigen Orten der Markgrafschaft Ansbach – Bayreuth. Dort sind ausführliche juristische Verfahren überliefert unter Hinzuziehung von Gutachten, Untersuchungen des Leumundes, mit Hausdurchsuchungen zum Beweis des Schadenszauber u.a.. Die ausführlichen Verfahren endeten oftmals mit einem Freispruch, mit Landesverweis oder mit einer Körperstrafe.

Die Richter der Fürstbischöfe hingegen verhörten brutal, richteten schnell und willkürlich. Beschwerden beim Reichskammergericht und selbst beim Papst konnten nichts bewirken. Die Konvertitin Dorothea Flock aus Nürnberg wurde trotz höchstem Einspruch, nachdem sie ihr Töchterchen in einem Kerker geboren hatten, in Bamberg früh morgens heimlich als Hexe hingerichtet. Dieses rechtlose Treiben währte so lange, bis selbst der stockkatholische Kaiser Ferdinand einschritt, die Prozessunterlagen verlangte und die evangelischen Schweden die Stadt Bamberg 1632 und 1633 eingenommen und die Gefangenen befreit hatten. Der Fürstbischof Fuchs von Dornheim floh nach Kärnten und sein Hetzer von der Kanzel, der Weihbischof Förner, verschwand.

Das Hexenbrennen hörte schlagartig auf – in Franken. Anderswo ging es weiter.

Auf einer Karte mit allen Hinrichtungsorten und mit einer chronologischen Auflistung der Prozesse habe ich eine Übersicht versucht. 32 Bilder hauptsächlich aus dem Germanischen Nationalmuseum bereichern den Text des Buches.

 

Wie kam es zu diesen unrechtmäßigen Massenhinrichtungen?

Es wurden Namenslisten angelegt, die unter den Herrschenden ausgetauscht und als Druckmittel gegen protestantische Nachbarn verwendet. Das ist belegt. Die für Lohn gemachten anonymen Besagungen oder Denunziationen lagen oftmals schon mehr als 5 Jahre zurück. Hans Langhans in Zeil berichtet, daß mehrfach Geflohene, wieder aufgegriffen und eingekerkert wurden.

Angst machte sich breit, unermessliche Angst, besonders unter den Frauen und unter den Sympathisanten der neuen Lehre, die es heimlich geblieben waren.

Die Obrigkeit und die Richter wollten die Prozesse ausweiten, in die Länge ziehen, wieder beginnen. Diese Täter sind namentlich bekannt. Von unerklärbaren „Prozesswellen" kann keine Rede sein.

Warum dieser Hass besonders gegen Frauen, gegen Hexereiverdächtigte, warum dieser kostenintensive Einsatz von Richtern, Kommissären, Schreibern, Folterern, Henkern?

Als die Verfahren in den Serienprozessen erst einmal in Gang waren, sich verselbständigt hatten, waren sie lukrativ, sehr lukrativ. Alle Beteiligten verdienten Geld, viel Geld, das die Hinterbliebenen zu zahlen hatten und der Landesherr zog die Güter und Vermögen der Hingerichteten ein, die Kirche erhielt die in höchster Todesnot erpressten Stiftungen.

Barockisierte Kirchen, prunkvolle Residenzen und prächtige Kircheneubauten zeugen von dem Reichtum, der in die Kassen der Fürstbischöfe floss, während die protestantischen Reichsstädte voller Glaubens- und Hexenflüchtlinge nach dem Ende des dreißigjährigen Krieges hohe Reparationen zahlen mussten und verarmten.

 

In Franken wird bis heute selten der Hexenopfer angemessen gedacht, um die Unschuldigen getrauert oder an sie erinnert.

Bisher gab es bei den Bischöfen kein Bedauern, kein Schuldbekenntnis. Aber die Landessynode der evang. luth. Kirche in Bayern hat ein Mitverschulden bei den Hexenprozessen eingeräumt.

Kaum ein Stadtparlament, keine Kirchengemeinde in Franken oder Bayern hat den Opfern eine würdige Erinnerungsstätte an geeigneter Stelle in einer Kirche eingerichtet. Eine löbliche Ausnahme ist der Hexenaltar und das Gedenkkreuz mit den Namen der Hingerichteten im Zeiler Hexenturm und das Erinnerungsrelief in Kronach.

Mehr als 16 Stadtparlamente - unter ihnen Köln - vor allem in NRW haben eine formale Entschuldigung, eine moralischer Rehabilitation der Hexenopfer ausgesprochen. Diese Forderung wurde über das Internet zuerst von Pfarrer Hegeler aus Unna erhoben. Dr. Erika Haindl feiert mit ihrem Verein „Frauen helfen Frauen" in Hofheim im Taunus seit 10 Jahren ein Gedenken an die Verfemten mit den Worten: Heilung braucht Erinnerung.

Warum sträubt man sich in Bamberg gegen ein Hexenmuseum, um das sich Ralph Kloos seit Jahren bemüht?

Wovor hat man Angst? Es wäre doch nur eine kleine Geste des Mitfühlens!

 

Wir wollen den Seelen der Verfemten und Hingerichteten Ruhe und Gerechtigkeit verschaffen, ihnen ihre Würde zurückgeben,

ihre Tapferkeit in der Folter anerkennen.


Wir treten zu ihrem Gedenken ein gegen jede Folter, weltweit.


Ihre Seelen brauchen Ruhe, die ihnen die Kirche in geweihter Erde versagte.

Ich schließe mit den Worten der als Hexe angeklagten Maria Lampendal aus Lemgo, 17. Jh.:

„Gott wird endlich mein Haupt wieder aufrichten und mich wieder in Ehren setzen".

So eben erschienen:

 

ANGEKLAGT – GEMARTERT - VERBRANNT

Die Opfer der Hexenverfolgung in Franken

 

Ein wichtiger Beitrag für alle, die sich für die fränkische Geschichte interessieren.

Vom 15. bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts fanden in der Region Franken die brutalsten und zahlenmäßig häufigsten Prozesse wegen Hexerei und Ketzerei in Europa statt. Besonders in den Diözesen Würzburg, Bamberg, Eichstätt und in den Deutschordenskommenden Ellingen und Eschenbach sowie in einigen Städten wurden mehrere Tausend unschuldige Menschen als Hexen oder Hexer verfolgt. Birke Grießhammer, die als Historikerin seit Langem die Hexenverfolgung in Franken erforscht, stellt in diesem mit Bildern und Karten reich illustrierten Buch die Ereignisse an den Hinrichtungsorten genauer dar. Dabei lenkt sie den Blick vor allem auf die Verfemten und ihre oft heldenhafte Standhaftigkeit in der Folter. Ihr Buch entreißt ein lange vernachlässigtes Geschichtskapitel dem Vergessen.

Der Leser erfährt vom Verlauf der Hexenverfolgung von 1520 bis ca. 1635, von den politischen Hintergründen der Prozesse und den Opferzahlen. Die Autorin geht den unterschiedlichen Herrschaftsverhältnissen und den Motiven der Verfolger nach und beleuchtet das Rechtsverfahren, die Verhörmethoden und steht fassungslos vor den Grausamkeiten, die stattfanden.

Besonderes Augenmerk legt Grießhammer auf die Darstellung der Schicksale einiger Opfer, die aus Ellingen, Weißenburg, Nürnberg, Kronach, Bamberg, Zeil oder Coburg stammen.

In zahlreichen Zitaten aus den Verhörprotokollen lässt sie die Angeklagten selbst zu Wort kommen. Sie berichtet vom Schicksal der schwarzen Els, die im ersten großen Hexenprozess in Nürnberg im Jahr 1520 wegen angeblichem Liebeszauber in der Pegnitz ertränkt wurde oder von der mutigen Margareta Ramhold, die 1627 in Coburg auf dem Scheiterhaufen verbrannte, weil sie einen Centgrafen beleidigte. So ist ein bewegendes Buch entstanden mit einem Vorwort von Prof. Dr. Dr. Knefelkamp Bamberg/Frankfurt an der Oder.

 

Birke Grießhammers Werk leistet einen wichtigen, längst fälligen Beitrag zu einem dunklen und weitgehend verdrängtem Kapitel der fränkischen Geschichte.

 

 
Erschienen am 13. Juli 2013

 

 

Sutton Verlag ISBN 978-3-95400-188-0 • 16,95 €[D] • 128 S. • 34 Abb. • 2 Karten

 

 


PRÄSENTATION Birke Grießhammer stellte im Zeiler Dokumentationszentrum ihr Buch über die Hexenverfolgung vor. Sie lenkt den Blick auf Einzelschicksale. Nur mit wissenschaftlichem Anspruch wird man der Geschichte nicht gerecht, sagt sie.

 

Artikel aus Hassfurter Bote vom 3./4. August 2013


Zeil — Kinder aller Altersklassen kommen in das Hexen-Dokumentationszentrum am Zeiler

Stadtturm. Sie sollen erkennen, dass Verfolgung und Diffamierung von jedem Einzelnen abhängen, sollen mit Gefühl und Seele erkennen. Darauf kommt es auch Birke Grießhammer an.

Die ehemalige Leiterin des Stadtmuseums Erlangen ist Historikerin und Feministin und widmet sich seit 1985 der Hexenverfolgung. Sie hat fränkische Einzelschicksale aufgeschrieben und die Täter von damals in den Blick genommen. Ihre Auseinandersetzung mit dem Thema mündete in das Buch „Angeklagt, gemartert, verbrannt"; es wurde am Freitagnachmittag am passenden Ort, dem Zeiler Dokumentationszentrum, präsentiert. In Grießhammers Buch erfahren die Leser von der schwarzen Els, die im ersten großen Hexenprozess in Nürnberg im Jahr 1520 wegen angeblichem Liebeszauber in der Pegnitz ertränkt wurde, oder von Margareta Ramhold, die 1627 in Coburg auf dem Scheiterhaufen verbrannte, weil sie einen Centgrafen beleidigt hatte. Oder eben vom Zeiler Bürgermeister Johann Langhans, der in seinem Tagebuch die Hexenverfolgung dokumentierte – bis er selbst schließlich deren Opfer wurde.

Zeil stellt sich der Geschichte Grießhammers Lob, dass sich Zeil der Geschichte stellt, „das

ist etwas Besonderes, das macht nicht jeder", nahmen die Verantwortlichen, Bürgermeister

Thomas Stadelmann und sein Vorgänger Christoph Winkler sowie die Zeiler Bürger, die sich

der Geschichte widmen und anwesend waren, Ludwig Leisentritt, Alois Umlauf und Franz

Hoffmann, gerne entgegen.

Eine historische Einordnung ihrer Arbeit gab der Professor für europäische Kulturgeschichte,

der aus Bamberg stammende Ulrich Knefelkamp (Universität Frankfurt/Oder). Die Forschung

zehre von Archiven und im Falle der Hexenverfolgung etwa auch von der Kartei, die damals Heinrich Himmler anlegen ließ mit dem Hintergrund, Material gegen die katholische Kirche und die Juden in der Hand zu haben, erzählte er. Durch den Krieg wurde vieles vernichtet, so dass diese 30 000 Karteikarten Hinweise geben auf Material, das einmal da war.

Dass die Hexenverfolgung neun Millionen Opfer gekostet hat, nannte der Historiker einen Mythos, der sich aus dem 18. Jahrhundert tradiert habe. Vielleicht waren es 70 000 Menschen, „wir wissen es nicht". Heute seien für die Erforschung die Arbeit vieler Laien in den Regionen wichtige Mosaiksteine. Und den feministischen, subjektiven Blick von Birke Grießhammer empfand der Wissenschaftler als Ergänzung. Es gebe keine einfache Erklärung, es seien viele Komponenten zu beachten. Frauen wurden leichter Opfer, wie der mentalitätsgeschichtliche Ansatz zeigt, weil sie mehr Kontakte pflegten, verflochten und angreifbarer waren.

Vom 15. bis ins 17. Jahrhunderts fanden in Franken die brutalsten und häufigsten Prozesse

wegen Hexerei und Ketzerei in Europa statt. Tausende wurden unschuldig als Hexen verfolgt.

In Zeil brachten die Hexenjäger zwischen 1616 und 1631 über 400 Menschen um.

Birke Grießhammer las nicht vor aus ihrem Buch („Das können Sie ja kaufen"), merkte einiges

an. Etwa dass für sie die Aussagen der Menschen in den Verhörprotokollen das Wichtigste

gewesen sei, „ihr Tun, ihr Denken, ihr Leiden, ihre Standhaftigkeit".

Zwischen 1500 und 1650 war das Leben geprägt von Gewalt, Krieg, Umbruch. Am Anfang hätten sich die Menschen dagegen gestellt, im Laufe der Hexenverfolgung sei die Angst unermesslich geworden. Opfer überschrieben ihr Eigentum in Stiftungen an die Kirche, nur um dem Tod im Feuer zu entgehen und ein gnädiges, schnelles Sterben durch das Schwert zu bekommen. Grießhammer kritisierte, dass es bis heute in vielen Städten kein Gedenken gibt, ebenso kein Schuldbekenntnis, kein Bedauern bei den Bischöfen. Und auch: „Warum sträubt man sich in Bamberg gegen eine kleine Geste des Mitgefühls?"