Das Hexengedenken in Langenzenn

Eine traurige Vorgeschichte, aber ein gutes Ende.

 

 

Bei einem Besuch der wunderschönen evangelischen spätgotischen Kirche in Langenzenn traf ich zufällig Herrn Kurt Friedrich Sellner, einen Heimatvereins-vorsitzenden, der mir und meiner Freundin das kleine Heimatmuseum der Stadt der Kirche gegenüber für eine kurze Besichtigung aufschloss. Ich fragte ihn, ob er auch wisse, dass in Langenzenn mehrere Frauen als Hexen verbrannt wurden. Er war informiert und zeigte mir in einer Glasvitrine einen Pappkarton etwa DIN A 3 groß, auf dem dazu einige Sätze standen und auch einige Namen und Daten genannt wurden.

Herr Sellner erzählte mir, dass der Hans-Sachs-Heimatverein jährlich eine Frauenpuppe als Hexe angezogen auf der Spitze des Sommersonnenwendfeuers verbrenne und er sich schon oft gegen diese Geschmacklosigkeit ergebnislos gewendet habe. Man sehe das als Gaudi an.

Darauf rief ich eine mir bekannte Journalistin im Studio Franken des Bayerischen Rundfunks an und bat sie, es waren ein paar Wochen vor dem geplanten Sommerwendfeuer in Langenzenn, dieses Thema zu behandeln. Sie kam mit einem Aufnahmegerät nach Langenzenn, interwiete Herrn Sellner, den Vater des BM, mich und andere Bürger. Auch das Bayerische Fernsehen drehte ausführlich in meiner Wohnung, befragte mich zu meinen historischen Forschungen in Langenzenn, die ich inzwischen vervollständigt hatte und die nun schriftlich vorlagen. Bei der Sonnenwendfeuer wurden vom Frankenfernsehen Biertrinkende in Feierstimmung zu der geschmacklosen Puppenverbrennung befragt. Tendenz: das sei doch eine harmlose Gaudi. In diesem Jahr wurde keine Hexenpuppe verbrannt, weil der Puppenanbauer erkrankt sei.  Gesendet wurde dann im Fernsehen ein kurzer Beitrag mit dem Hinweis, das sei ja alles nicht so schlimm und nur eine Gaudi.

Daraufhin wendete ich mich an die Pfarrerin Christine Heilmeier der evangelischen Kirche in Langenzenn mit der Bitte einen Gedenkgottesdienst für die Opfer zu halten. Die meisten Opfer wurden vom Hochgericht Langenzenn an einem 8. Dezember verbrannt. Dieses Datum schien mir geeignet zu sein.

Die Pfarrerin war offen und lud mich zu einem Vortrag ein, um der Gemeinde Kenntnisse für einen Gedenkgottesdienst zu vermitteln. Ich referierte vor wenigen Gemeindemitgliedern. Diese Veranstaltung bewirkte wenig, meine Forschung wurde kaum gewürdigt. Man ging auseinander, ohne feste Abmachungen getroffen zu haben.

Ein Jahr später erhielt ich vom Bürgermeisteramt eine Einladung zu einem ökumenischen Gedenkgottesdienst mit anschließender der Enthüllung einer Gedenktafel für die als Hexen angeklagten und hingerichteten Opfer.

Ich nahm an der sehr würdigen Feier in der Kirche und vor dem Rathaus teil. Der BM Jürgen Habel hatte inzwischen drei öffentliche Vorträge zu diesem Thema veranstaltet, zu denen ich nicht geladen war. So wurden die historischen Ereignisse aus dem Heimatvereinszwist gelöst und aus unterschiedlicher Sicht beleuchtet. So war eine friedliche ökumenische Feier in der Kirche mit anschließender Enthüllung einer Gedenktafel an die unschuldigen Opfer der Hexenverfolgung am 19.11. 2016 möglich.
 

Der Text auf der Gedenktafel am Rathaus in Langenzenn lautet:
 

Zum Gedenken an die nach Verleumdung, schuldloser Anklage und grausamer Folterung in Langenzenn hingerichteten Opfer des Hexenwahns, davon namentlich bekannt:

 

Margaretha Bader 1568

Margaretha Träger 1572

Margaretha Eckl 1589

Helena Enzmann 1591

Barbara Kohlheimer 1591

Elisabeth Maier 1591

Apolonia Ammon 1591

Christina Ammon 1591

Lorentz Ammon 1591

Margaretha Ammon 1592

Barbara Hörnlein 1592

weitere Personen von 1567 bis 1569

 

Ihr Leid verpflichtet zum Aufstehen gegen Ausgrenzung, Machtmissbrauch und jede Art von Fanatismus.

Langenzenn, im November 2016

 

Das geringe Echo in der Presse, das leider über die lokalen Blättchen nicht hinausreichte, sollte uns nicht entmutigen unser Ziel weiterhin zu verfolgen, ehrende Gedenktafeln mit den Namen der Opfer  der Hexenverfolgung in allen betroffenen Orten an herausragender Stelle anzubringen. Langenzenn ist ein gutes Beispiel für die Ehrung der Opfer und die Aufarbeitung der Vergangenheit.

 

Birke Grießhammer, Nürnberg, 4.1.2017