Zauberei, Hexerei und Magie

Das Beschwören und Heilen mit allerlei Sprüchen, Kräutern und Zeichen war von alters her bekannt und weit verbreitet.

Die Kirche konnte, besonders auf dem Lande, dagegen nur wenig unternehmen. Ein Spruch in der Bibel verbietet das Zaubern: „Die Zauberer sollst Du nicht am Leben lassen“ (2. Mose 22, 17). Luther übersetzt: Die Zauberinnen sollst Du brennen. (Weiter: 3. Mos. 20, 6, 27, 5. Mos. 18, 23, 5. Mos. 27, 21). Andererseits werden in der Bibel auch Geschichten von Zauberern und Zauberei erzählt. So schlich sich nachts der König Saul zur Hexe von Endor, um von ihr eine Totenbeschwörung zu erreichen (1. Sam. 28).

 

Um 1500 wurden mehrmals auf Konzilien Beschwörungen und Aufsagen von Segenssprüchen als teuflisch und heidnisch verboten. Zu kontrollieren war das wohl kaum.

Die Bücher allerdings, die für diese Zwecke im Handel waren, wurden, damit sie überhaupt gedruckt werden konnten, mit frommen Formeln und der Anrufung der Dreifaltigkeit bereichert. Zauberbücher wie der “Spiegel Salomonis“ (Clavicula Salomonis um 1200 erwähnt) und das “sechste und siebente Buch Moses”, deren Besitz streng bestraft wurde, sind uns dennoch bis heute erhalten geblieben.

In den Hexenprozessen wurden mehrfach Frauen angeklagt, nur weil sie Verwünschungen aussprachen oder Sprüche bei Heilungen gemurmelt haben sollen.

Amulette mit allerlei tierischen oder menschlichen Resten, Zähnen, Knochen oder Haaren, sowie auf Papier geschriebene Zeichen wurden zur Abwehr gegen Krankheit, Unfall oder böse Geister getragen. Mit derlei Dingen wurde auf Märkten besonders in den Städten ein schwungvoller Handel getrieben.

In Nürnberg und anderswo versuchten die Ratsherren mit Kontrollen und Verboten solche Machenschaften als Betrügereien zu unterbinden und zu bestrafen.

 

Von der Kirche erwünscht und unterstützt wurde hingegen die Verehrung vermeintlicher Reste der Heiligen oder der als Märtyrer Gemarterten, wie Knochen, Haare, Kleidungsstücke oder gar Splitter vom Kreuze Jesu. Sie sollten Wunder wirken.

 

In Nürnberg wurden besonders wertvolle Heiltümer, zu denen außer den Reichsinsignien auch viele Reliquien gehörten, bis 1524 verehrt und einmal jährlich der Bevölkerung vorgezeigt.

Das Geschäft blühte und der Stadt flossen beachtliche Einnahmen zu, die nach der Reformation und dem Verbot der Verehrung aller Reliquien ersatzlos wegfielen.

Dem gläubigen Volke war wohl kaum einsichtig, warum das eine die Macht des Teufels, das andere aber die Macht Gottes verkörperte.

 

 

Zaubersprüche und Beschwörungen

 

„Ich bitte dich aus Gottes Kraft, daß du hinausgehst

aus dem Mark ins Bein,

aus dem Bein ins Fleisch,

aus dem Fleisch in die Haut,

aus der Haut ins Haar,

aus dem Haar in den wilden Wald,

wo weder Sonne noch Mond hinscheint.

(Den dritten Tag, nach dem Vollmond, der auf einen Freitag fällt, zu beten und dreimal aufs kranke Glied zu blasen)

 

Fieber, Fieber,

ich sage dir, verlasse mich!

Gehe, schüttle graue Steine!

Gehe, schüttle Baumstümpfe im Walde.

 

Ich leg dich nieder in Gottes Kraft,

ich leg dich nieder in Gottes Macht,

ich leg dich nieder in Jesu Christi Blut,

daß dir kein böser Mensch nichts tut.

 

Fahr aus Gicht, alle böse Gicht,

Fahr aus in wilden Wald,

Fahr n’ein in wilde Bäume.

Drinnen sollst du reißen und zehren,

Sollst mit N.N. mein Fleisch und Blut

nicht verzehren.

 

Hebemutter, Wehemutter, Blähemutter,

Gebärmutter, Flattermutter, Gerthmutter (?)

Rosenmutter, Kindesmutter, Fürfallmutter,

Ich gebiete dir,

Daß du gehest in deinen vorigen Stand,

Da du lagest und klagest,

Da du eine reise Jungfrau warst.

 

Ich, N.N., tue dich anhauchen,

drei Blutstropfen tue ich dir entziehen,

den ersten aus deinem Herzen,

den anderen aus deiner Leber,

den dritten aus deiner Lebenskraft,

damit nehme ich dir deine Stärk’ und Kraft.

 

Beschreien, Beschreien!

Behexen, Behexen!

Mag das Beschreien von einem Manne kommen,

mag das Beschreien von einem Weibe kommen,

mag das Beschreien von einem Burschen kommen,

mag das Beschreien von einem Knaben kommen,

mag das Beschreien von einer Magd kommen,

mag das Beschreien von einem Mädchen kommen,

es soll verschwinden,

wie das Wachs im Feuer...

 

Wenn eins Beschrien worden

 

Freund, bist zu beschrien in deinem Bein

und in deinen Lungen,

und in deiner Leber;

hat es dir ein böses Weib gethan,

oder hat es dir ein junges Mädchen gethan,

oder hat es dir ein böser Mann gethan,

oder hat es dir ein junger Knabe gethan,

so stelle ich es ihnen heim.“

 

 

 

Mandat gegen Zauberer und Wahrsagerinnen 1610

„Von Gottes Gnaden, Wir Johann Gottfried, Bischof zu Bamberg, da ... uns befunden, was gestalt in unserm Stifft und Fürstentum Bamberg, etliche zauberer und vermainte wahrsagerin oder wie man die sonsten nennen möchte, mit ihren Zauberwerken abergläubigen seegen, getränken, schmiren und dergleichen Gott des allmechtigen verbot und des heiligen Reichs CONSTITUTIONEN zuwider handeln und sowohl verderbnus leuth, viehes und beschwerlichsten übel eines, dadurch wir den Zorn und Straf des Allmechtigen Gottes auf uns laden, um solches abzuwenden und auch zur Erhaltung des gemeinen Nutzens und Fortpflanzung eines christlichen Wesens und Lebens, so setzen, ordnen und gebieten wir, mit Rath des ehrwürdigen unsers Domkapitels hiermit ernstlich, daß sich hinfür dieses greulichen, hochsträflichen Hauptlasters der Zauberey, Wahrsagerey, verdächtiger, unnatürlicher verbotener Kunst, Seegen, oder wie die Namen haben möchten, jedermänniglich, wes Standes er auch sei, enthalte.

Auf den unerhofften Fall, diesem unserem Mandat zuwider gelebt werde, soll der Zauberer, Wahrsager oder Seegner den allgemeinen Kaiserlichen beschriebenen Rechten und unserer REFORMATION gemäß verfallen. Diejenigen aber, die dergleichen böser, leichtfertiger und hochschädlicher Leuth Rath pflegen, mit Verweisung des Landes, in welche Sraffe sie IPSO FACTO gefallen, unnachgiebig gestrafft werden.

 

Wie denn auch ...unsere allerorts Beamtete sollen nicht allein die angezeigten zauberer, vermeinte wahrsager/ wahrsagerin und alle, die solche verdächtige, unnatürliche, verbotene Kunst, seegen ... gebrauchen, sondern auch diejenigen, welche ihres Rats pflegen, mit angelegenem Fleiß achtung geben, da einer oder der andere diesem unserem Mandat zuwider handeln würde, uns für eine gebührliche Bestraffung bei Übertretung umgehend berichten möge, worauf wir uns bei jedem verlassen.”

 

“Gegeben in unserer Stadt Bamberg, als gedrucktes SECRET, Dienstag, den Dreyssigsten Monats Martij, nach Christi, unseres lieben Herrn Geburt, im Sechzehnhundert und zehenden Jar.” [1] 

 

 

Magie und Zauberei

Magie, Zauberei und Hexerei liegen nahe beieinander. In der Bibel werden die Astronomen aus dem Morgenland, die das Jesuskind suchen, als Magier bezeichnet. Angesehene Zauberautoritäten in der Kirche waren der König Salomon, Moses, Cyprianus von Antiochia, Albertus Magnus und Paracelsus. Das Ptolemäische Weltbild, in das auch astrologische Deutungen einbezogen waren, galt auch in der Kirche bis weit in die Neuzeit hinein.

Magier und Astronomen waren an vielen Königs- und Fürstenhöfen angestellt und angesehen, denn sie deuteten die Zukunft und stellten einen Zusammenhang zwischen den göttlichen Himmelsbahnen und den königlichen Werken auf Erden her.

Wir wissen allerdings von keinem Fall, wo ein angesehener Astrologe oder Hofmagier als Hexenmeister in Franken hingerichtet wurde.

 

Die Hexenanklage wandte sich vorwiegend gegen Frauen, die in diesem Metier sowieso die niederen Ränge einnahmen. So wurde von Theologen gelehrt, Hexerei sei die böse Kraft des Widersachers Gottes. Hexen mußten wegen ihrer bösen Taten, seien sie nun weiße oder schwarze Magie, sei es Segensprechen, Zeichen auf Papier schreiben, Anfertigen von Amuletten oder dergleichen, vernichtet werden, weil sie Gottes Willen verändern und so in Gottes Allmacht unbefugt eingreifen würden.
 

Im Berufsstreit der Magier, Astrologen und Zauberer unterliegen die offenbar mehr Naturmittel anwendenden Hexen.

 

 

 


Quelle dieser Seite:

[1]  Mandat gegen Zauberer und Wahrsagerinnen von Fürstbischof Johann Gottfried, 1610, Bamberg, Staatsarchiv Bamberg, Mandate, 1610. In leichter lesbares Deutsch gebracht.