Langenzenn

Hexenopfer in Langenzenn, Mgtm. Ansbach-Bayreuth
 

Im Markgrafentum sind Prozesse wegen Truterei in Schwabach, in Crailsheim, in Heilsbronn, Wallerstein und in Cadolzburg bekannt. Recht wurde nach der „Brandenburgisch peinlichen Gerichtsordnung“ von 1516 gesprochen. Unter Georg Friedrich mehrten sich die Prozesse wegen Trutterei (Wahrsagerei, Zauberei, Glaskugelschauen, Totenbeschwörung, Kräuterheilen, …) in den Jahren 1591 und 1592. Der Markgraf hatte den lutherischen Theologen  (Superintendent) von Heilsbronn Adam Franzisci mit einem theologischen Gutachten der Truten wegen beauftragt. Der Abt kam in seiner ausführlichen Analyse zu dem Ergebnis, dass das Ende der Welt nahe und der Teufel deshalb besonders aktiv sei. Er bemächtige sich der schwachen Frauen und schließe mit ihnen Bündnisse, damit sie Böses tun. Der Markgraf tue ein „ Christlich, Gottgefällig und hochlöblich werckh, sich solch loße geschmeiß, in dero landen und fürstentum weder dulden noch leiden, sondern mit gebührlichem Ernst und eyfer außrotten wollen…“ 

Die Stadt Langenzenn war Amtssitz und seit spätestens 1386 mit einem Halsgericht, also mit der hohen Gerichtsbarkeit ausgestattet. Das Stadtarchiv Langenzenn besitzt ein Repertorium und eine Registratur (ein Register amtlich geführter Strafprozesse). Die Prozessakten wurden weitgehend ausgesondert.  So sind uns zumeist lediglich die Namen der wegen Truterei besagten Personen bekannt. Der Ausgang der Hexenprozesse in Langenzenn das Urteil und dessen Vollstreckung sind nicht immer vermerkt. Justifiziert heißt hingerichtet. Alle wegen Truterei angezeigte Personen waren Opfer, denn auch wenn sie frei gelassen wurden, wie die Margaretha Bader, hatten sie ihre Ehre und ihren guten Ruf verloren, wurden oftmals von ihren Familien verstoßen oder mussten ihren Wohnort verlassen. Das Verhör wurde Inquisition genannt. Beim peinlichen Verhör wurden drei verschiedene Foltern mehrmals angewendet. Dazu und für die Hinrichtung  musste eigens ein Scharfrichter verpflichtet werden. Die Reformation wurde in der Stadt Langenzenn 1539 eingeführt. Das Augustinerstift wurde 1409 gegründet.  Die Verhafteten wurden im Keller des Rathauses eingesperrt. Vermutlich fand dort auch die peinliche Befragung statt. Das Rathaus, das heute ich  Langenzenn steht, wurde 1727 erbaut.

 

Die Liste der Opfer der Hexenverfolgung in der Stadt Langenzenn.

1567 „etliche“ Weibspersonen Truterei willen vor Gericht gebracht, „teils justifiziert worden“ (StaALangenzenn)

1568 Margaretha Bader, Bäckin von Hof, ist wegen Truterei besagt, schwört Urfehde, wieder auf freien Fuß gesetzt (StaALangenzenn)

1569  3 Hexen, „die 17 Jahre lang ihr Unwesen trieben“, am 22.11. hingerichtet, Journal von und für Franken 1790, S.193, Himmler Kartei, Film 24, Nr.1557, Bl.1

1572 Margaretha Trägerin, Wittib, Inquisition wegen Trutereiverdacht, StaALangenzenn

1589 Margaretha Ecklin, Kuhhirtin wegen Truterei, gefoltert, des Landes verwiesen. StaALangenzenn, StAN Rep.132, Nr.57, Scharfrichterbuch, 17. Juli, 1. Aug., Himmler Kartei

1591 Helena Enzmann, Truterei, Hinrichtung, StAN Rep. 132, Scharfrichterbuch, wie oben

1591 Apolonia Ammon, 22 Jahre alt, Tochter des „Pottenlenz“, Verhör in Heilsbronn, nach Langenzenn überstellt, hingerichtet. Scharfrichterbuch s. oben , 24./29. 11. 1591

1591 Christina Ammon, 18 Jahre alt,  jüngste Tochter des „Pottenlenz“, Truterei, Verhör, 8.12. 1591, Geständnis u.a. Hexenflug, Hexensabbat, „Tauffeier“, Scharfrichterbuch, Verhör und Hinrichtung, zunächst in Heilsbronn, dann nach Langenzenn überstellt, dort hingerichtet.

1591 Lorentz Ammon, genannt „Pottenlentz“, in Heilsbronn verhaftet, mehrere Verhöre, Überstellung nach Langenzenn zu einem besonderen Gerichtstag zum „endlichen Reichstag“ am 8.12.1591 überstellt, wie die anderen Familienmitglieder hingerichtet (verbrannt), StAN Rep. 400 I, … BayHStAMünchen RKG Nr.1979 Nr.6069 II. Vmtl. Prozessakte vorhanden.