Schwabach
Fünf frühe Opfer in der Stadt Schwabach (Markgrafentum Ansbach-Bayreuth)
1505 wurden in Schwabach nach einer Pest fünf Frauen als Hexen angeklagt. Mit vieren wurde gnädig verfahren.
Barbara Schwab, die Frau eines Tagelöhners, sie wurde nach Folter und einem Geständnis wegen Schadenszauber am Vieh und Mensch mit Blutkraut, zum Tode verurteilt und verbrannt.
Elisabeth Schwab, vmtl. die Tochter von Barbara Schwab, ein junges Mädchen. Obwohl das Kind ein Geständnis abgelegt hatte und die Herren ein Todesurteil gesprochen hatten, wurde nach dem Einspruch der Markgräfin Sophie, die das Kind zu sich geladen hatte, das Todesurteil wieder aufgehoben und die Beschuldigte entlassen.
Anna Bayer aus Kammerstein, nachdem sie Urfehde geschworen hatte, wurde sie entlassen.
Anna Wagner, Schwiegermutter der Barbara Schwab, nachdem sie Urfehde geschworen hatte, wurde sie entlassen. [1]
1535 Magretlein Müller, 16 Jahre alt, aus Obermainbach, wurde wegen Selbstbezichtigung festgenommen, wegen abergläubischer Händel zu Pranger Stehen verurteilt und dann entlassen.
10 weitere Opfer, die der Hexerei angeklagt wurden, werden in der Kartothek genannt. Es sind keine weiteren Belege auffindbar.
Vier Entlassungen, vermutlich weil kein Schadenszauber nachgewiesen werden konnte. Dies war wohl nur in der frühen Zeit der Verfolgungen möglich. Nach der Reformation begannen die gegenseitigen Bezichtigungen und Beschuldigungen der Glaubensgegner, Teufelsherrschaft zu unterstützen und nicht genug dagegen einzuschreiten.
1591-1596 wurden in Schwabach nochmals acht Hexenprozesse geführt.
Wann die Hexenprozesse im Markgrafentum endgültig aufhörten und welche Gründe dazu führten, wurde bisher nicht untersucht.
Es fehlen wie bereits erwähnt, zahlreiche Prozessakten. Obwohl die Himmler-Kartothek nicht immer zuverlässig ist, so nennt sie doch zahlreiche Opfer, mit Nachweisen, die teilweise inzwischen – auch kriegsbedingt – verschwunden sind.
Der Prozeß der Barbara Schwab, Ehefrau des Tagelöhners Hans Schwab, aus Schwabach
Richter: Martin Utzlein
Schreiber: Konrad Frauentraut
Fragherren: Thomas Reck (Ratsherr) und Hans Helbing (Ratsherr)
Henkersknecht und Folterer: Hans Rosenzweig aus Nürnberg.
Das Geständnis der Barbara Schwab in der Folter:
“Item ihr muter hab gesagt: dochter, ich will dir ein puln schicken, den mustu annemen. Also sey ein teufel an einer Donrstag nacht vor zwayen Jarn, contz genßlein genannt, zu ihr in iren dennen komen, wolgeputzt, und sie gepult. Verhayssen, ir lebenlang gnug zu geben.
Sey im zu willen worden, bis mitternacht bey im gelegn, hab im vor (= vorher) in hindern plasen müssen, zwir (= zweimal) mit ir zu schaffen gehabt. Sey lind am leyb und kalt gewest.
Darnach sie angemut (= ihr zugemutet), mit im Hochzeit zu habn. Sey sie an einer Donrstag nacht zum Zoln thor (= Zöllnertor) ausgegangen; zwischen den wegn im celnhoff (= an der Wegscheide im Hof des Zollhauses beim Tor) Hochzeit gehabt, gessen, trunken und dantzt, und warn vil leut darauf.
Die selbn nacht sey sie bey im auff dem Beld gelegn.
Darnach sey er wider zu ir in ir haus kommen, ir nichts bracht. Die halbe nacht zwir mit ir zu schaffen gehabt, und hab offt umb sie gepult, ee sie in gewert (= gewehrt) hab. Und sunst bey sechs mal mit ir zu schaffen gehabt. Darnach hab er an sie gesetzt (= ihr zugesetzt): Er woll irer dochter ein schon(= schönen) Jungling gebn. Zum andrnmal selband (= zu zweit) komen; hab sie geantwurt: Sagt zu mein dochter, daß sie es muterhalbn thu! Also ging er zum Dochterlein in die stuben und lig die nacht bey ir. Darnach uber etlich zeit komen sie und surten sie ped (= beide) uber die maur uff Schwartzn pferd und die docht Hochzeit. Leg der ir auch bey ir. Het nichts mit ir zu schicken, gesagt: Er het sunst mer auszurichten. Und weren auff d Hochzeit: Els Schwertzerin; Barbara ir dochter; des pauern Swiger; die alt pudnerin; Barbara am siechkobl; Barbara payrin zum Tamerstein und die kreuselmenin zu Puchenbach.”
(Die Frage nach Helferinnen war bei allen Hexenprozessen die gefährlichste, weil sie den Richtern immer neue Opfer zuführte. Bis jetzt hatten sich Fragen und Antworten nur mit der Teufelsbuhlschaft befasst, die aber nach dem damaligen Recht zur Verurteilung vor dem weltlichen Richter nicht genügte. Dazu war die Zufügung von Schaden an Menschen und Vieh nötig, dem sich nun das Verhör zuwendete.)
“Item ihr muter hab sie gelert: sie soll das plutkraut und geschoskraut in aller teufelnamen wider syns (= Widersinns) grabn und also für werffn.” (Blutkraut verursachte nach dem Volksglauben blutige Milch bei den Kühen, Geschoßkraut den “Hexenschuß” bei den Menschen.)
“Damit hab sie Oswald Schechsen, Ambtmans, magd geschos thon wolln, sey das vich das plut ankommen; dergleichn Mathes peckn und Peter widmans vich auch. Item sie hab das ertrich (Erdreich) under des briefters fusdritt, als er die tauff geweicht hat, in allen teufelnamen auffgehoben. Sey der jung weiß für ir thur komen, sie gehandelt, hab sie im des etrichs in aller teufelnamen nachgeworff und des nachts damit gedruckt. Sie hab auch der alten Weyssin ir ku und sie damit gedruckt.”
“Item sie hab irer Dochterlein ein pletlein geben, in das frawenzimmer (= Frauenhaus auf der Vorlohe) zu werff under die stieg. Sey die gotz sel (= Götz selig?) krank wordn.
Item sie hab dem Koch die geschoß thon.
Item sie hab ir dochterlein Hansen Linckin dz kraut in all teufelnamen werffen lassen, sind die ochsen krank wordn.
Item der Funkin irer ku hab sie ir maydlein das plutkraut lassen werffen.
Item des Zieglers dochter hab sie die geschos thon.
Item sie sey kranck gewest, ir dochterlein zu Fritz Lincken keiner (= Kellermeister des Fritz Linck) geschickt, umb ein trunck pitten lassen, hab er ir versagt, hab sie im kuhenmist (?unleserlich) in all Teufelnamen fürwerfen lassen. Das sey im in die Augen geschossen.
Item sie hab des segers frawen geschos thon.
Item Jorg von Bappenheym hausfrau hab sie geschos zwir thon.
Item sie hab Hans Wagners hausfrau, dem wetscher Marr, des muntzmeistes kochin, der Letzelterin, und der Helbingin die geschos thon.
Item sie hab der Widmennin dz kraut werffn lassn, sey der knecht mit eim pferd darüber geritten, das sey kranck worden.”
Barbara wurde 1505 verbrannt. [2]
Quellen dieser Seite:
[1] StAN Rep. D 12/2 Nr. 313.
[2] G. Heckel, Hexenverfolgungen in Schwabach, 1933