Ellingen

Die Hexenverfolgung war in der katholischen Deutschordenskomturei Ellingen ist uns für die Jahre 1575, 1590 und 1629/30 in mehreren grausamen Gruppenbränden bekannt. Davor werden Namen als Hexen genannt, die nicht mehr nachweisbar sind, weil – wie so häufig – Unterlagen fehlen. Die Akten zu den bekannten Serienprozessen liegen im Staatsarchiv Ludwigsburg. [1]

 

In Ellingen wurden die Opfer zu zweit vor einem mit Pech gefüllten, brennenden  Eimer in stundenlanger Quale zu Tode gebracht, mehr geröstet, als verbrannt. „… deren etlich da allwegen zwo an ein saul gebunden / vnter sie Bechkübel mit pulffer zugerichtet gesetzt / angezündet / und also vom Leben zum todt hingerichtet worden sein.“ Einige der Verurteilten konnten erreichen oder erkaufen, dass sie gnadenhalber vorher erdrosselt wurden. Die stundenlangen Schreie hallten laut bis in die Stadt und dienten der Abschreckung.

 

Die grausame Ausrottung der „zaubereyen und teuffels gespänst“ in Ellingen wurde 1590 in einer „Erweyterten Vnholden Zeytung“ [2] den Zeitgenossen bekannt gemacht. Dort wird von Hinrichtungen aus Eichstätt, Dillingen, Memmingen, Mergenthal und besonders aus Ellingen berichtet: „Es wöllen auch etliche sprechen/ das nicht fünff frommer Eheleut in dem ganzen Ellingen bliben seyen: Dann vnder allen denen / so man alda gericht / seind deren wenig / welche nicht zu Ellingen mit Haus gesessen gewesen …“

 

Die ersten Fälle, die belegt sind, beginnen damit, dass zwei Küchenjungen tot aufgefunden wurden - eigentlich ein Morddelikt. Wie es dann zu einem Hexenverfahren kam, ist unklar. Vier Frauen, die den Mord gestanden hatten, sowie die Ottilie, die als Zauberin gefoltert wurde und auch ein Zauberrezept mit Kröten gesteht, sowie ihre Tochter und ihr Sohn, die bei Blutschande in flagranti ertappt wurden, werden hingerichtet.

 

Alle weiteren Hexenprozesse, die vor allem in den Jahren 1575 und 1590 und 1629/30 durchgeführt wurden, verlaufen nach dem gleichen Verhörschema und bringen ähnliche Geständnisse zutage. Die Opfer - es waren fast nur Frauen - wurden alle offenbar von dem grausamen Nachrichter Meister Hans Vollmayer aus Biberach gequält und hingerichtet. Der Schreiber war Adam Böcklein oder Timotheus Menius. Er schreib die Protokolle wohl erst zuhause ins Reine .

 

Auch hier handelt es sich bei der Truttenjagd nicht um eine “Welle” oder “ein Phänomen”, sondern sie war offenbar gezielt unter dem Hochmeister des Deutschen Ordens Maximilian Erzherzog von Österreich (1590 bis 1618) und von dem Landkomtur in Ellingen Volpert von Schwallbach zu Gießen (1566 bis 1602) in Gang gesetzt wurden. So stammte eines der ersten Opfer in Ellingen 1562 aus dem Gebiet der Komturei Mergentheim.

Die streng katholischen Komture in Mergentheim, in Ellwangen und in ihren Niederlassungen in verschiedenen Reichsstädten zeigten sich als besonders strenge Hexenjäger.

 

Der Komtur von Ellingen verlangte, daß die protestantischen Reichsstädter in Weißenburg, die zu ihrem Gebiet gehörenden Frauen, die in der Folter besagt worden waren, verhaften sollten und drohte mit der öffentlicher Nennung der Namen. Das Hoheitsgebiet des Deutschen Ordens wurde 1552 von dem protestantischen Markgrafen angegriffen und die Stadt Ellingen wurde vom Markgrafen Albrecht Alkibiades eingenommen und verbrannt. Damals kamen viele Bürger und Bürgerinnen um, und der kleine, nur einige hundert Einwohner, zählende Ort blutete durch die zahlreichen Hexenhinrichtungen noch mehr aus.

 

Die protestantischen Schweden und der Markgraf Johann Georg von Brandenburg-Ansbach unterwarfen das Ordensgebiet 1632 und machten dem Hexentreiben ein Ende. Der Komtur kehrte erst 1635 nach Ellingen zurück. [3]

 

 

Chronik der Ereignisse in Ellingen

 

1539

Contz Justen Weib als Hexe verhaftet (nicht gesichert) [4]

1568

Gefangene Weiber  gestorben (in der Kartothek genannt)

11. März 1575

Appolonia Gülden aus Röttenbach, verbrannt

Barbara Nüßlein aus Röttenbach, verbrannt

Margarethe Schneider aus Röttenbach verbrannt

Barbara Schneider aus Röttenbach verbrannt

 

Ottilie Weingärtner oder Baumgärtner, Witwe zu Ellingen, verbrannt als Hexe [5]

Wolf Weingärtner , Sohn, wegen Blutschande, geköpft

Margaretha Weingärtner, Tochter, wegen Blutschande mit ihrem Bruder verbrannt [6]

7. Februar 1590

Walburg Maurer

Barbara Eckherlein Hebamme

Maragarette Leonhard Beuschlein

Maria Eckh Barbara Strauss

Walpurg Stainlein, Margarette Stigler

Margaretta Heynold Paulsen

Alle wurden als Hexen hingerichtet, teilweise vor der Verbrennung

gnadenhalber erdrosselt.

Insgesamt waren es 8 Frauen

17. März 1590

11 Frauen als Hexen verbrannt.

12. April 1590

12 Frauen als Hexen verbrannt.

24. Mai 1590

18 Frauen als Hexen verbrannt, teilweise vorher erdrosselt.

In der „Erweyterten Unholden Zeytung“ werden weitere Opfer genannt.

1629

 

Acht Frauen als Hexen in Stopfenheim bei Ellingen hingerichtet.

 

Insgesamt sind in der Komtur Ellingen wohl mehr als 114 als Hexen hingerichtet worden, offenbar waren alle Frauen bis auf den einen wegen Blutschande hingerichteten Mann.

 

 

 

 

   

Somarische peinliche Aussage der Ottilie Baumgartner, Witwe zu Ellingen, 1575

 

„Bekennet, sie sei ein Trutt oder Zauberin. Danach etwas peinlicher angehalten, gestracks bekennet sie sei für 3 Wochen zwischen 8.00 und 9.00 Uhr an einem Samstag nacht in Schloß Ellingen gefahren und mit ihr des Schwaben Frau, des Seebauren Weib, Schnitzer Appel und die alte Schindlerin, Schneiderin in der Hintern Gassn, die zwei gefangene Weiber, und noch ein junges Weib zu Röttenbach, Anna genannt. Item die Wahrsagerin zu Weinmershaim, mit der sie auch gefahren sei etc. Sagt hernach, sie sei allein ins Schloß gefahren und hab in die Küchen auch in Keller gewollt, hab aber nicht hineinkönnen, sei deswegen etwas langsamer denn die anderen in der Küchenbuben Kammer kommen."

 

Randbemerkung:

Beim Vorlesen dieser ihrer erstgegebenen Gespielin bekennt sie, daß sie für ihr Person von diesem allen außer den zwei gefangenen Frauen nichts Unrechtes wisse, aber im Schrecken hab sie eben solche benannt und erstmals angegeben.

Es seien zwei Betten in der Kammer des Küchenjungen gestanden und auf einem sei sie am Fußende gesessen. Als ihre Gespielinnen den größeren Jungen zur Tür hinauswarfen, habe sie gesagt, sie sollten ihn ebenso mehr gar umbringen.

Die mit der bösen Brust, habe den Jungen zur Tür hinausgeworfen, ihn gedrosselt und wollte ihn dann richten, habe es aber nicht fertiggebracht.

Weiter sagt sie, sie habe sich am Knecht des Hauskomturs Hans Meyer rächen wollen und habe deshalb ihre Gespielin verlassen ...

 

Sie habe vor einem Jahr einen “Lauckhafen”, darein “der Teufel geschissen” darinnen auch Elzenbaum gewesen auf den Weg geschüttet und beschworchen und als der Meyer Hans darüberging, sei er verkümmert und bald gestorben. Sie sagt, sie habe die Hexerei nur vier Jahre lang getrieben und sie habe diese von der Pflegerin von Sandsee gelernt, die gesagt haben soll “man greif sie nicht an, dieweil sie Bischofisch” sei (= eichstädtisch).

Sie habe der Pflegerin gelernt, daß sie eine Kröte zu Pulver verbrennen muß, dieses Pulver dann essen und mit Krötenschmalz ihre Ofengabel schmieren soll. Es muß aber eine Kröte sein, die man um den St. Peterstag aus der Erde holt und mit einem Stock erschlägt. Wenn man diese in einer Pfanne verbrennt, gewinnt man das Schmalz und bei dem Brennen muß man sagen “da brenn ich dich in aller Teufel Namen..., aber niemals will ich schädlich sein, denn denen, so mir leids tun”. Und wenn man die Ofengabel mit diesem Schmalz schmiert, so muß man sagen, “da fahr ich hin in aller Teufel Namen und will mit Gott nichts zu schaffen haben”. [7]

 

 

Geständnisse von vier Witwen

“Urgichten, gütliche und peinliche der Kunigund Ruedel, Rüdels Hans zu Ellingen sel. Hinterlassenschaft Wittib”

13. Febr. 1590
 

Kunigund Rüdel angeklagt wegen Hexerei mit Anna Schneiderin oder Sch.? Anna von Ellingen aus geübt und dessen gemeinsame Zauberei ... und ein Zeichen von der...deretwegen sie gebunden und zur Tortur geführt,...

hat gestanden, daß sie ungefähr am 15. Januar mit der Dekrotarin allhier in deren Haus gewesen ... mit ihr zu einem Danz gewesen...

hab die Dekrotarin ein Ofengabel genommen dieselben mit Salbe geschmiert, seien allda Weiber gewesen, die sie nicht gekannt habe, besagt mit Scheidt Anna und die Pilger Martha und die Schlosserin.   

  1. Keller fahren, Wein trinken
    Dann der Buhlteufel zu ihr kommen, habe begehrt, sie solle sein sein...sie selbiges etliche Male abgeschlagen, mit ihm die schändlichen Begierden gepflegt.
    ...
    nach Vollziehung solcher teuflischer ihr ein Drutenzeichen angebracht, habe Mensch und Vieh verzaubert...”
    Es folgen mehrfache Treffen und Tänze und die Namen: Dekretarin, Lannutzer Bärbel und die Bilgen Martha werden als Mitfrauen angegeben.
    “Item zu Hausen (gemeint ist Weiboldshausen) in den Keller gefahren” und sechs weitere Kellertrinkereien werden angegeben.
     
  2. Was für Vieh umgebracht?
    Angaben von mehrfachem Schmieren und Umbringen von Kälbern, auch einen Bauersmann Höltingen umgebracht, immer seien die genannten Frauen dabei gewesen. Es werden 14 weitere Viehzaubereien angegeben, bei Kälbern und Pferden, sie habe “sie zu Tode geritten”.
    Mehrfach die Angaben der Besitzer und ihrer Wohnorte.
     
  3. Vom Wettermachen und von Nebel und die Blüh verderbt
    “Sie sei mit Scheyd Anna und Bilgen Martel und Lammsler Berbel bei dem Laffelbach(?) beieinander gewesen, allda der böse... gewest und... ineinandergerührt, daß ein groß Donner und vergift Wasser geregnet, ... und haben Wetter gemacht, daß das liebe Vieh Schaden genommen.
    ...geblitzt und Schaden getan, daß das Laub von den Bäumen geflogen.” Es werden drei Fälle genannt zusammen mit den angegebenen Frauen.
    “Voll Neblen, welcher die Blühe verderbt.”
    Drei Treffen werden mit Ortsangabe berichtet, bei denen Nebel, der die Blüh vernichtete, gemacht wurde. Sechs verschiedene Unwetter gemacht.
     
  4. Was und wie viel Menschen sie getrückt
    “Sagt Heinrich Praunen... Hausfrauen allhier hab sie getrückt, als  sie das letztmal in der Kindschaft gelegen. Item vergangenes Jahr hab sie und die Bilger Marte zwei Weiber allhier getruckt.” [8] 

 

Es folgen 24 Namen, die die Angeklagte Kunigund Weillund gesteht, “getruckt” zu haben (gemeint ist das Trutendrücken =Hexenschuß).

Sie nennt zunächst etwa 9 Weiber und anschließend auch Männer, die sie mit deren Weibern gedrückt habe.

 

Bei der gleichlautenden Aufzählung der Namen greift sie fortschreitend auf Ereignisse, die ein, vier, sieben und acht Jahre zurückliegen. Zuletzt nennt sie Männer, die bereits verstorben sind.

Die Aufzeichnungen folgen dem Katalog mit 123 Fragen, der in Ellingen zumeist angewendet wurde. Der Schreiber Adam Böcklein hat die Schriftstücke angefertigt.

 

Einzelne Namen, bes. die SEKRETARIN, wurden besonders geschrieben oder am Rande vermerkt. Dies geschah vermutlich zur besseren Handhabung und Übersicht bei weiteren Verhaftungen der Genannten, die sogleich festgenommen, verhört und gefoltert wurden.

 

Die Barbara Eckherlin wird als Hebamme 1589 genannt. [9] Sie gesteht in der Folter mehrfach Kindsmord und eine Frau im Kindbett getruckt zu haben Sonst werden keine Kindbetterinnen genannt.

 

 

Gütliche und peinliche Urgichten der Anna Schneiderin, Witwe in Ellingen

 

Hans Schneiders zu Ellingen seligen hinterlassene Witwe, welche am Samstag, den 17. März 1590, wegen geübter Hexerei auf dem Berg zu Ellingen mit dem Feuer vom Leben zum Tod gebracht wurde. (Bericht des Gerichtsschreibers Adam Beckhlein)

 

Anna Schneiderin wurde am 26. Januar wegen ausgesagter Hexerei ins Gefängnis gebracht, hernach am Donnerstag, den 8. Februar 1590, mittags zwischen 1.00 und 2.00 Uhr in des Nachrichters Hans Volmairs Gemach des Hexenzeichens halber besichtigt worden, haben sie zwei große an ihr gefünden, als das erste auf dem Schulterblatt und das andere auf der rechten Lende.”
 

  1. “Sagt erstlich, es sei ungefähr vor 40 Jahren gewesen, daß sie zu Treuchtlingen bei einer Bäuerin 18 Wochen lang gedient habe, die alte Luntzin und ihr Mann, der Scheifflein genannt. ... Die genannte Bäuerin sie angesprochen und mit ihr gen Möhren (Pfarrdorf, 4 Stunden südwestlich von Ellingen), einem Bauern, den sie nicht gekennt unter das Vieh zu fahren, das sie zu tun bewilliget. Darauf die Alt eine Gabel geschmiert, seien also sie beide mit ihnen eine Mannsperson an den Ort gefahren...
    Es folgen Angaben über den Teufel, der sie als Buhle und Liebhaber besessen habe.
     
  2. “Item als sie solches Werk der Unkeuschheit mit ihm gepflegt hab sie Gott des Allmächtigen und aller Heiligen verleugnen müssen, und dazu versprechen, wie es ihr möglich sei, andere Leute zu diesem Hexenwerk zu bringen...”
     
  3.  “Bekennt der Teufel hab ihr ein Salben (in einer Blaßen) so Ziegelfarb gewesen gegeben und befohlen, sie soll die Gabel schmieren und damit ausfahren.”
     
  4. “Item vor dem Ellinger Holz bei Karolmauers und des neuen Wirtsacker unter dem Drutten Baum haben sie und ihre Gespielin einen Tanz gehalten und allda gegessen und getrunken und getanzt ...” (gibt mehrere Personen an, die dabei gewesen seien).
     
  5. “Item vor etlichen Jahren sei sie und die Secretarin auf Böcken zu einem Tanz nach Hörlbach gefahren (Weiler bei Ellingen), allda jubiliert, gegessen und getrunken, auch mit ihrem Buhl Teufel getanzt. Dabei sei gewesen die alte Meßnerin, die Seilerin und die alte Schreiner Els.”
     
  6.  “Item in der Ölz allhie haben sie auch einen Tanz gehalten...”
     
  7. “Item vor einem halben Jahr sei ein Tanz bei den Schleifflesbach gehalten worden...” (es werden wieder mehrere Beteiligte benannt)

 

Punkt 13 - 17 handelt vom Kellerfahren.

Punkt 18 - 57 handelt vom Viehzauber, wo sie mit anderen zusammen Vieh getötet haben will.

Punkt 58 - 63 handelt vom Wettermachen.

Punkt 64 - 71 handelt vom Nebelmachen, damit das Obst verderbe.

Punkt 72 - 89 handelt von Fällen, wo sie die Menschen getruckt habe, d.h. sie habe vor allem Frauen den Hexenschuß angezaubert.

Punkt 90- 109 handelt davon, was sie für “Kindtpeth und andere kleine Kinder ausgesogen habe”. “Item vor etlich Jahren Ulrich Fürlegers Witib etlichsten Sohn außer der Kindtpeth in der Wieg gesogen”.

Punkt 112 - 123 handeln davon “was sie den Menschen für Leibschäden getan”. [10]

 

 

Von den zahlreichen Prozessen, die in Ellingen gegen Hexen durchgeführt wurden, sind nur noch die Berichte der in der Folter gemachten Aussagen vorhanden. Sie wurden alle nach dem gleichen Schema angefertigt: Es werden thematisch geordnet einzelne Fälle aufgezählt. Gestanden werden zunächst der Teufelsbund, dann das Auffliegen zu Sabbattreffen, dann das Ausfahren in Keller und das Trinken von Wein. Es folgen Viehzauber, Wetterzauber, insbesondere Nebel und Mehltau, sowie Verzaubern der Menschen durch Hexenschuß und Töten von Kindern.

 

Es wird deutlich, daß die Frauen immer wieder ähnliches aussagten, da die Urgichten vor der Hinrichtung laut verlesen wurden. Die Aussagen der Ellinger Frauen ähneln sich.

Häufig wurde bekannt, kleine Kinder seien in der Wiege durch “Saugen” oder durch “Schmieren” auf der Glatze mit der Salbe umgebracht worden. Sie sollen immer gestorben sein. [11]

 

 

Die Aussagen der Barbara, Simon M. Zimmermanns Witwe, 26.01.1590 in Ellingen festgenommen

 

Sie wurde vom Nachrichter M. Hans Vollmayer aus Biberach verhört.

Sie war von der Altwirtin in der Folter besagt worden. Bei ihr wurde ein Drutenzeichen auf dem linken Schulterblatt gefunden. Sie nennt ebenfalls Hausen (=Weiboldshausen) als Treffpunkt der Trutten mit dem Teufel, den sie aber mit dem Hinweis auf ihr Alter abgewiesen habe. Er habe sie gezwungen, allen christlichen Mächten zu entsagen und ihm anzugehören. Dieser habe ihr dann ein Blechbüchslein mit grüner Salbe und in einem Papier weißes Pulver gegeben. Er habe ihr befohlen, mit der Salbe die Ofengabel zu schmieren und mit ihm auf Sabbattreffen zu fliegen.

 

Diese fanden auf der Burg beim Drutenbaum in der Nähe von Ettenstatt, bei der Linde bei Hausen und auf dem Beychelstein statt.

Sie seien auch in Keller gefahren und hätten dort Wein getrunken...

Sie habe auch mit dem Teufel zusammen mit Hilfe der Salbe, die er in eine Ackerfürche geworfen habe, Wetter gemacht, ebenso auf der Leewiesen Donner, Blitz und Hagel gemacht. Der habe in Weißenburg bis Höttingen das Getreide zerschlagen. Ebenso sei es bei Engelreuth  gewesen. Den Ettenstattern habe sie keinen Schaden getan, aber den Engelreutern alles verhagelt. Dann in Geyern Schaden getan, ebenso in Eulenhof.

 

Bei der Frage, was sie Menschen angetan habe, gesteht sie unter der Folter, vor neun Jahren in die Schlafkammer des Pfarrers zu Hausen (gemeint ist Weiboldshausen) gedrungen zu sein, um ihn zu drücken. “Derweilen er aber sich fleißig nieder gesegnet und das Rauschen gehört, habe sie ihm nichts tun können”. Weitere Fälle, wo sie Bauern oder ihre Weiber gedrückt haben, sind angefügt. [12]

 

Die Frau konnte dem Pfarrer in Weiboldshausen, das markgräflich war und 1524 reformiert wurde, nichts als Teufelshure anhaben.

 

 

 


Quellen dieser Seite:

[1]    StA Ludwigsburg B 2662 Bü 47 – 56. Diese Akten und weitere dort wurden von Hermann Seis, Sagt, der Teufel. Sagt, auch ihre Tochter. Ellingen, Selbstverlag, 2004, ausgewertet.

[2]    Erweyterte Vnholden Zeytung. Kurtze Erzelung wie viel der Vnholden hin und wider / sonderlich inn dem Obern Teutschland gefänglich eingezogen: …1590, biß auff den 21. Julij von dem Leben zum Todt hingerichtet vnd verbrandt worden seyen.

[3]    Staatsarchiv Ludwigsburg B 262 Bü 56 - 61. Neueste Forschung: Hermann Seis, Sagt der Teufel, sagt auch Ihre Tochter, Die Hexenverfolgung des Deutschen Ordens von 1575 bis 1630 . Ellingen, Selbstverlag, 2004.

[4]    Staatsarchiv Ludwigsburg B 262 Bü 45 , erwähnt.

[5]    Staatsarchiv Ludwigsburg, B 262 Bü 47, Urgicht

[6]    Seis, 2004, 70.

[7]    Die ersten 5 Seiten der Urgicht der Ottilie, der erste überlieferte Fall in Ellingen, Staatsarchiv Ludwigsburg B 262 Bü 47, transkribiert von Kammerl.

[8]    Staatsarchiv Ludwigsburg, B 262 Bü 55.

[9]    Stadtarchiv. Würzburg A 1054 – 1057 Urg. Nr. 2, Seis, 2004, 81 .

[10]  P. Beck, Zwei Hexenprozesse aus dem Fränkischen, in: 43. Jahresbericht des Historischen Vereins für Mittelfranken, Ansbach, 1889.

[11]  Soweit mir bekannt, sind dies die wenigen Verhörprotokolle, in denen Kindstod, Tod der Kindlein in den Wiegen und durch „Schieren der Glatzen“ gestanden wurden.

[12]  Staatsarchiv Ludwigsburg, B 262 Bü 56-61, B. G.