Kronach im Bistum Bamberg
Auch in Kronach hat es immer wieder Anklagen wegen Hexerei gegeben.
1408 wird vom wohl ältesten “Hexenhandel” in Franken zwischen den Ehefrauen des Hans Multerer und des Hans Teigmann berichtet.
1594 wurden Barbara Zauppfin und Anna Helgottin wegen Diebstahls und Wahrsagerei von Friesener Wächtern aufgegriffen, da “sie mit etlichen Künsten vergehen könne und ein Wahrsagerin sei”
1610 Mandat “gegen das greuliche hochsträfliche Hauptlaster der Zauberei, Wahrsagerei, verdächtige, unnatürliche, verbotene Kunst”.
Lena Pantzer wurde 1612 als Kräuterfrau und unter dem Verdacht des Schadenzaubers festgenommen.
Der “Hexenmeister” Hanns Dreißigacker wurde aus Coburg nach Kronach geholt,
Der Richter Dr. J. M. Stainer aus Bamberg nahm die “Examinierungen” vor.
Sybilla Schnaid 1612 aus Steinwiesen als Hexe hingerichtet.
Das Schicksal der Lena Pantzer, eine “rechte Rädelsführerin”, 1612 nach der Folter im Gefängnis gestorben.
Am 27. September 1612 gibt die Verhaftete zu Protokoll, sie sei seit 30 Jahren im Witwenstand und lebe vom Taglohn in einem Häuschen mit kleinem Garten in Dörfles bei Kronach.
Lena Pantzer war eine Kräuterfrau und Zauberin.
Als sie “vor ettlichen Jahren (wie lang aber wisse sie nit) hienaus in ihr Gärttlein kommen, und befunden, daß ihr die Zwetschgen gestolen worden, hette sie ein Ästlein, welches unterm Zwetschgenbaum gelegen, uffgehoben, ein Stecklein, so sie im Heymgang uf der langen wisen gefunden, darzugenommen, miteinander deheym untern Rauch gehangen, baldt darauf were ihr furkhommen, daß Wolff Hübner zum Dorffles so armselig (= krank) seye worden...”.
Sie habe das alles nur gemacht, um “dardurch zu erfahren, wer ihr Dieb seye und nit gewust, das er darvon erkranckhen solte”.
Als die Ehefrau des Erkrankten hilfesuchend zu ihr kam, habe sie geraten, das Ästlein in Wasser zu legen und “wann es wider frisch würde, mochte es mit dem Hübner auch besser werden.”
Daraufhin erholte sich Wolf Hübner wieder, aber die Lena Pantzer wurde von dessen Ehefrau der Zauberei beschuldigt.
Im Verhör sagte die Lena Pantzer “diese Kunst, so gegen dem Hübner gebraucht, hette sie auss ihrem eygnen Kopff und von niemant gelernet”.
Ihr Schwiegersohn Kunz Kestel sagte gegen Lena Pantzer aus, bei der er ein knappes Vierteljahr lebte und habe “lenger bey ihr nit bleiben können, denn sie seye gar böß und (habe) ihn gar heßlich gescholten, dagegen er sie ein alte Hex und leuths Vergeberin (= Verleumderin, Schadensbringerin) geheyßen ...”.
Auch habe sie ihm einmal eine Suppe gekocht, in der “ein große Spinnen gelegen ...“
Die Tochter der Angeklagten habe außerdem einmal drei Spinnen in ihrem Kochtopf gefunden. Auch die Tochter der Panzerin beschuldigte ihre Mutter, Spinnen gefunden zu haben.
Lena Pantzer wurde mindestens vier mal unter der Folter mit drei verschiedenen Scharfrichtern verhört. Danach verstarb sie am 20. Dezember 1612. Ihre Leiche wurde verbrannt.
Trotz der grausamen Folter hat Lena Pantzer keine weiteren Personen belastet. Im April 1613 wurde ihre Tochter Katharina Kestel, “die junge Pantzerin” der Hexerei angeklagt, sie konnte aber frei gekauft werden.
Der Fall Lena Pantzer war der Auftakt zu weiteren Verfolgungen, die mit den Befragungen von Nachbarn und Bekannten begannen und in deren Folge zahlreiche weitere Personen bis 1631 in Kronach der Inquisitionswillkür ausgesetzt waren. [1]
Liste der Hexen-Opfer in Kronach
Die alte Panzerin, Kronach, 1612, Hexerei, von drei Scharfrichtern gefoltert, nicht gestanden, im Gefängnis gestorben.
Panzerin, die Junge, Kronach, Hexerei, auf Urfehde und nach Zahlung der Unkosten entlassen,
Schrepferin Kunigundt, Kronach, 1612/13, aus Steinwiesen, Besitz 90 fl. wert, verbrannt.
Helgoth Anna, Kronach, 1613, aus Steinwiesen, Ehemann Endres Helgoth, gestorben, Sohn Hans, Besitz: Haus, Hof, Stadel, Stallung, 720 fl. wert
Helgothin Katharina, 1613, Kronach, Ehemann Hans, Schwiegermutter: Helgoth Anna, Hexerei, Folter
Kesel Katharina, geb. Panzer, 1613 Kronach, Ehemann Hans K., Mutter Lena Panzer, wegen Hexerei verbrannt. Aussehen: “greßlich”,
Krauch Anna, Kronach, 1613, Ehemann Hans K. gestorben, Besitz rund 500 fl. wert, 18 fl. Bargeld, verbrannt.
Krauch Jakob, Kronach, 1613, gegen Zahlung der Unkosten entlassen werden.
Krauß Lunguntz, Kronach, 1613, Hansen Krauß, Beckens Weib, “konnte kein Kreuz machen und den englischen Gruß nicht beten”, Entlassung gegen Urfehde Landesverweisung.
Müllerin, Kronach (?), 1613, die Aßmus Müllerin, Hexerei.
Schneiden Sibilla, Kronach, 1612/13, Schwester von Anna, Hans Krausens Ehefrau, verhaftet 1612, 1613 verbrannt.
Schnabrich Hans, Kronach, 1613, aus Steinwiesen, Vater der Kinder von Maigel Helgoth, Hinrichtung am 20.05.1613,
Helgothin Maigel-Margaretha, Kronach, 1618, aus Steinwiesen (?), auf Urfehde freigelassen. Scharfrichter: Kronacher Trüller.
Blouen Fritz, Mühljunge, Kronach, 1618, 15 Jahre.
Möschen Barbara, Kronach, 1618, gewesene Dienerin des Pfarrers, wegen Hexerei zum Gefängnisfenster herausgegangen (?), Selbstmord.
Kretzing Kunigundt, Kronach, 1622, aus Friesen, hinterließ einen Acker (180 fl. wert) in Haft verstorben.
Georg Zapf, Kronach, 1627, aus Grösau, Landesverweis.
Siebenhümmerin Gertraud aus Kronach, 1628, 36 Jahre alt, weiteres unbekannt.
Siebenhümmerin Kunigundt, Kronach, 1628, Besitz 835 fl., 11 Batzen, verbrannt.
Bierberger Margaretha, Kronach, 1628, 12 Jahre alt, Tochter des Pfeiffers aus Friesen, vmtl nach Bamberg überführt.
Dietrichin Catharina, Kronach, 1628, aus Neuses, kein Geständnis, Freispruch, Scharfrichter Enders Pickhelt von Schwabmurhingen.
Frießländer Anna, Kronach, 1629, nach Folter nach Bamberg geschafft.
In Kronach wurden mehr als 20 Personen, davon 3 Männer als Hexen und Zauberer angeklagt. [2] Zahlreiche Opfer wurden hingerichtet, einige gestanden nicht.
Bemerkenswert ist, dass drei verschiedene Scharfrichter eingesetzt wurden, die offenbar die Folter unterschiedlich anwendeten, denn einige Angeklagten wurden frei gelassen.
Die Zaubermittel der als Hexe angeklagten Margarete Dümlerin, Kronach, 1617, gefunden bei einer Hausdurchsuchung.
Die Dümlerin wurde verdächtigt, durch Zauber einen Pesterkrankten getötet und einen anderen geheilt zu haben. Nach einem längeren Geständnis wurde sie nach ihren Salben und anderen Sachen examiniert. Sie antwortete auf die entsprechenden Fragen beim Prüfen von Ingredienzien in ihrer Wohnung, was folgendermaßen protokolliert wurde:
“In dem runden Schächtlein sei Pulver für die Pestilenz und ihrer Forsabrin (Vorgängerin) gewesen, die den drei klein Büschlein Hanf.
Die Beerlein wären gut für den Krampf.
Die drei Stücklein Wachs im anderen Schächtlein seien ihres Sohnes, wenn er in der Kirche Kerzen trage, so sammle er zusammen von dem so von Kerzen herunterfließt.In dem einen kleinen Hafen seien Staubmehl, ihr Bub habe sein fanen mit angemacht.
Im anderen Hafen wäre Kloenschmalz. Im dritten Haflein sei Dachs-Schmalz.
Im länglichen Schächtlein wären Gichtkörner, die Wurzel aber kenne sie nicht, sei ihrer Vorfahren gewesen.
Ein klein Schächtlein, darinnen ein Natterbalg, den braucht man, wenn einer bösen Finger hätt, so leg mans darüber, so zieh es das Gift heraus.
Ein gemaltes Schächtlein, darinnen liegt ein Stücklein von einem Strick, wisse nicht, was es für ein Strick sei.
Ein Stück von Liebstöckel, lege man den Säuen ins Trinken, wenn sie krank seien, oder wenn sie pfinnig werden wollen, sie habe es aber nochmals nichtgebraucht und von anderen Leuten solches gehört.
Das Büschlein Wurzel wäre gut für die Beermuther (Gebärmutter).
Was das für Pulver im länglichen kleinen Scharmützlein seie, wisse sie nicht.
In einem Papierlein ein Wurzelein von Schlüsselblumen soll gut für den Frost sein (bei erfrorenen Gliedern), ihr hat mans am alten St. Walpurgstag ausgegraben.
Ein alt blechernes Becherlein, darinnen ein Pfab, soll gut sein, wenn einer einen bösen Fuß hat.
Wozu aber das schwarze Pulver zu gebrauchen, wisse sie nicht, sei ihrer Vorfahren gewest (hätte ihren Vorfahren gehört).
NB. die Verhafte windet die Händ ineinander, heult und weint, vergießt aber keine einzige Zähre (= Tränen).” [3]
Quellen dieser Seite:
[1] Staatsbibliothek Bamberg, R.B. Msc. 148, 12, 13, 860, Staatsarchiv Bamberg B 68, 882, fol. 105 r 110 Gehm, 200.
[2] Horst, Zauberbibliothek, Bd. 2, S. 218- 232, Kartei des Hexensonderkommandos, 1941, Nr.1503, Britta Gehm, s. o., 2000. Auch bei genauer Untersuchung ist nur schwer fest zu stellen, welche Opfer zuverlässig überliefert wurden, da die Originale teilweise fehlen.[3] Wie Anmerkung 10.