Zeil am Main im Bistum Bamberg

Im Bistum Bamberg wüteten die Verbrennungen der als Trutten und Truttner Verfemten erbarmungslos in der Bischofstadt Bamberg und in dem rührigen Städtchen Zeil, das nordwestlich von Bamberg am Main gelegen ist. [1]
Das grausame Hexenmorden ließen die Fürstbischöfe in den Jahren 1616/17 und 1627 - 1631 mit einer Sonderkommission durchführen.

In dem Tagebuch des ehemaligen Bürgermeisters von Zeil Hans Langhans sind uns 129 Hingerichtete und 122 Verhaftete bis zu seiner eigenen Hinrichtung 1628 namentlich überliefert.

Es waren weitaus mehr Menschen betroffen. Die meisten Prozessakten sind verschwunden, vielleicht gezielt vernichtet worden. Manches ist uns in alter Literatur überliefert, wie der Fall der mutigen Gänswirtin Barbara.

 

Der Bischof Johann Gottfried von Aschhausen nahm 1616/17 eine Missernte und einen Frost zum Anlass, um vermeintliche Hexen und hier auch auffallend viele Hexenmeister (etwa ein Drittel der Personen) festzusetzen, zu quälen und nach sich ähnelnden Geständnissen, die teilweise vor dem Rathaus verlesen wurden, grausam zu verbrennen. Ausgerottet werden sollten vermutlich nicht nur die vermeintlichen Hexen, sondern auch Bürger, wohl auch Sympathisanten oder Anhänger der neuen Lehre oder einfach nur die Bürger werden, die mehr Eigenständigkeit forderten. Viele wollten der lutherischen Lehre  nicht abschwören, wie es in den Jahren zuvor immer wieder vom Fürstbischof verlangt wurde. Viele konnten oder wollten nicht auswandern, weil ihr Hab und gut dem Bistum verfallen wäre.

 

In dem nahe gelegenen Hallstadt war im Frühjahr 1525 das Lager der Bauern im Bauernkrieg gewesen. Etwa 5 000 waren nach deren Niederlage umgebracht worden. Gewiss wurde davon unter den Nachfahren noch manches erzählt.

Der Untergang des Bauernheeres und die grausame Bestrafung aller Beteiligten auf der Festung in Würzburg durch die Obrigkeit war wohl nicht vergessen.

 

 

Aus der Chronik der Stadt Zeil [2]

 

Chronik zu den Ereignissen der Hexen- und Ketzerverfolgung in der ungehorsam Stadt Zeil im Bistum Bamberg

 

bis 1520

waren viele Untertanen zur lutherischen Lehre übergegangen. Es regiert der Bischof Georg II. Schenk von Limburg, der sie gewähren ließ.

ab 1520

regiert der Fürstbischof Weigand von Redwitz, der ein Gegner der luth. Lehre war. Der protestantische Zeiler Pfarrer (sein Name ist unbekannt), wurde nach Ermahnung nach Würzburg ins Gefängnis gebracht.

Umliegende Orte wie Schmachtenberg, Zell, Knetzgau, Sand, Steinbach wurden lutherisch.

1520

treffen sich die Bischöfe von Bamberg und Würzburg in Zeil zu einem Gespräch über die um sich greifende Reformation.

1523

Unruhe unter den Zeilern wegen Querelen mit dem vom Bischof eingesetzten kath. Pfarrer Hertenstein. Der Bischof befiehlt eine Neuwahl und läßt die “Erreger des Ungestüms” verhaften (Namen der betroffenen Familien sind nicht bekannt). Daraufhin legt der Bürgermeister von Zeil sein Amt nieder.

15. Mai 1525

Einige Zeiler nehmen am Bauernkrieg teil, und die Stadt Zeil bekennt sich in einem Schreiben zu den Zielen der Bauern. Sie wollen sich mit “Leib, Seel und Blut” für ihre Zwecke einsetzen.

1525

Die Stadt Zeil wird wegen ihrer Sympathie für die Bauern bestraft, einige Zeiler werden in Bamberg hingerichtet. Die Stadt Zeil wird zur Bußzahlung von 1 000 fl. verurteilt.

1554

Zeil leidet unter den Verheerungen des prot. Markgrafen Albrecht Alkibiades.

1589

Nach Verunglimpfungen des Rats in den Kanzelreden des kath. Pfarrers Braun kommt es bei der aufgebrachten Zeiler Bevölkerung zu Beschwerden gegen diesen. Der Bischof setzt eine Kommission ein, die einen friedlichen Vergleich zustande bringt. Unter der Decke allerdings schwelen die aus den Glaubensunterschieden stammenden Streitereien weiter. 1555 war die Gleichwertigkeit der lutherischen mit der katholischen Religion vom Kaiser festgesetzt worden.

1592

weigert sich der katholische Pfarrer, eine Frau zu beerdigen, da sie es mit der “widerwärtigen Religion” gehalten habe. Es kommt zu Unruhen, der katholische Pfarrer verlässt das Pfarramt zu Zeil.

23. März 1594

Der neue Fürstbischof Neidhart von Thüngen erlässt ein Religionsmandat, das besagt, daß alle Andersgläubigen zur kath. Lehre zurückkehren oder auswandern müssen. Die Zeiler Bürger und der Rat verfassen ein Bittschreiben an ihren “gnädigen Herren”, indem sie darum ersuchen, bei dem Bekenntnis ihrer Eltern, der Augsburgischen Confession bleiben zu dürfen. Vermutlich wurde Aufschub gewährt.

1598

Die Bürger Gernreich und Hortz verlassen ihres Glaubens wegen als Exilanten mit ihren Familien die Stadt Zeil.

28. u. 31.7.1598

große Unwetter in Zeil.

1598

Ab diesem Jahr sind wieder Bürger-Raths-Protokolle erhalten geblieben.

1599

Noch immer werden im Bistum und in Zeil Lutheraner verfolgt und vertrieben. 2000 wallonische Kriegsleute aus Belgien fallen in das Gebiet und in die Stadt ein.

1599-1609

Johann Gottfried von Aschhausen Fürstbischof zu Bamberg regiert, ein Verfolger der Hexerei und Ketzerei.

6. Sept. 1609

Religionsmandat gegen alle hartnäckigen Anhänger der „widrigen Religion“, des Augsburgischen Bekenntnisses. Sie sollen abschwören oder das Land verlassen.

30. März 1610

Mandat gegen Zauberei, Wahrsagen, Segensprechen“ od. Wie die Namen haben mögen”. Alle Verdächtigen sollen dem Bischof angezeigt werden.

23. Dez. 1610

Erneuerung des Hexenmandats.

1611

Pest in Zeil mit 100 Toten.

1615/16

Zwei dürre Sommer führen in Zeil zu Missernten und Hunger. Verbrennung von zwei vermeintlichen Hexen in Zeil.

1616

9 Zeiler Frauen werden als Hexen verbrannt.

1617

43 Menschen werden in sechs Bränden als Hexen und Hexer verbrannt.

1618/19

wurde ein Komet gesehen, der Kriegswirren verheißen sollte.

1619

200 Junge und Alte erhalten zum Zeichen ihrer Rechtgläubigkeit das Sakrament der hl. Firmung, ausführliche Darstellung im Tagebuch des Hans Langhans.

1623

Johann Georg Fuchs von Dornheim wird Fürstbischof zu Bamberg und Herr von Zeil.

2. Juli 1625

Der Fürstbischof besucht zur Huldigung die Stadt Zeil, Rat und Bürger bereiten einen großen Empfang, schenken ihm einen wertvollen Silberbecher und schwören Treue.

1626

erfrieren der Wein und das Korn. 27 Menschen werden als Hexen und Hexer verbrannt, davon sind 10 angesehene und einflussreiche Bürger und ehemalige Ratsherren.

1627

61 Menschen werden als Hexen und Hexer verbrannt, darunter auch vermögende BürgerInnen aus Bamberg.

1628-1630

weitere 161 Verhaftungen und Hinrichtungen sind beurkundet. Sie sind nicht mehr im Tagebuch des Hans Langhans erhalten, der selbst als Hexer 1628 hingerichtet wurde.

1630

Die Gänswirtin Barbara Schwarz aus Bamberg entkommt aus dem Gefängnis in Zeil, wo die als Hexe Verdächtigte mehrmals gefoltert wurde, aber nicht gestand. Barbara Schwarz wirft sich auf dem Reichstag zu Regensburg mit einer Petition dem Kaiser Ferdinand II. zu Füßen und bittet um Recht.

20. Sept. 1630

Kaiser Ferdinand greift in die Hexenprozesse ein, verlangt die Protokolle und rügt den Fürstbischof Fuchs von Dornheim von Bamberg.

1631

Vorläufiges Ende der Hexenprozesse durch das Einschreiten des Reichshofrates und Befreiung der restlichen Eingekerkerten (durch die einrückenden Schweden) in Bamberg und im Bistum.

4. Febr. 1631

Barbara Schwarz, die Gänswirtin, ist wieder in ihrem Haus in Zeil angelangt. Ihr Mann, der inzwischen eine andere hatte, wollte die “Hexe” nicht mehr aufnehmen. [3]

 

Die hundertjährige Chronik der Ereignisse in der kleinen Stadt Zeil (ca. 300 Einwohner) und der umliegenden Ortschaften läßt vermuten, daß nicht nur widrige Naturkatastrophen und “Aberglaube” zu der Massenhinrichtung von Hexen und Hexern führte. Sie kamen wohl gelegen, um Ungehorsame und Glaubensabtrünnige zu strafen und zu beseitigen. So konnte ein wirksames Exempel statuiert werden, denn entweder wurden die Beteiligten wegen “Baptismus” (Wiedertäufer) , also wegen Ketzerei hingerichtet oder sie wurden durch das Leiden ihrer Angehörigen in der Hexenfolter gefügig gemacht.

Die Bürger der Stadt Zeil und der Dörfer Schmachtenberg, Zell, Steinbach, Knetzgau, Sand u.a. kehrten ohne Einschränkung zum alten Glauben zurück. Über den Verbleib der Exilanten ist m. W. noch nichts veröffentlicht.

 

Später wurden in dieser Gegend zahlreiche Kirchen barockisiert oder neu gebaut und besonders die Verehrung der „Maria hilf !“ in Wallfahrtskirchen gefördert. In der Stadtpfarrkirche St. Michael in Zeil entstand 1761 ein bedeutendes Deckengemälde von Johann Peter Herrlein, das die katholische Kirche als Siegerin über die Ketzer zeigt. Sie hält den Kelch empor, der ihr allein gebührt. Protestantische Geistliche in schwarzen Talaren ducken sich mit züngelnden Schlangen aus dem Mund und mit einer zerflätterten Bibel in Händen als Ketzer furchtsam vor dem Kreuz, das Ihnen der Bekehrer entgegenhält. Im Fegefeuer rechts unten schmachten mit Ketten gefesselte Frauen als Hexen. Sie gehören zu den Verdammten

Ein klares Bekenntnis zu der über die Ketzer und Lutheraner siegreichen katholischen Kirche, die allein die Heilsmittel und die Macht besitzt.

 

 

Fakten und Daten zur Stadt Zeil um 1600

 

Es lebten in Zeil ca. 800 Einwohner, nach den Hexenverfolgungen waren es lediglich 150 Personen. [4]
 

  • Weltlicher Herr: Bischof von Bamberg
  • Geistlicher Herr: Bischof von Würzburg

 

Regiment und Verwaltung der Stadt:

  • Schultheiß, vom Bamberger Bischof ernannt
  • Amtmann, vom Bamberger Bischof ernannt
  • Amtskastner, vom Bamberger Bischof ernannt

 

Die 6 Ratsherren der Stadt Zeil waren 1598:

  • Jakob Rinder (als Hexer verbrannt)
  • Marquard Wildenberger
  • Konrad Merklein (als Hexer verbrannt)
  • Engelhard Stolz (als Hexer verbrannt)
  • Antonius Lins
  • Adam Oswald
  • Kaspar Schäll
  • der Oberbürgermeister Conrad Oerter (als Hexer verbrannt)
  • der Unterbürgermeister Hans Langhans (als Hexer verbrannt)

 

Die 4 Viertelmeister waren 1623:

  • Bartel Bendel ( der Stiefvater von BM Langhans)
  • Mathes Eydelclaus (als Hexer verbrannt)
  • Linhard Leinhos (als Hexer verbrannt)
  • Michel Arnet (als Hexer verbrannt)
  • Hans Betzelmann

 

Zwölf der achtzehn Ratsherren wurden als Hexer hingerichtet.

(Tagebuh  des Hans Langhans, bis 1628, darin Auflistung der als Hexen verbrannte Ratsherren und BürgerInnen) [5]

 

 

Gesuch des Bürgermeisters und des Rates der Stadt Zeil an den Bamberger Bischof

 

...nachdem dieser am 23. März 1594 ein Religionsmandat erlassen hatte, worin er die Rückkehr aller Andersgläubigen zur katholischen Kirche befahl.

 

“Nachdem euer fürstliche Gnaden kurz verrückten Tages gnädigen Befehl ergehen lassen, daß diejenigen Untertanen allhier so bishero der Augspurgischen Confession verwandt und zugetan, von solchen ihrem Irrtum abstehen zu der allgemeinen Catholischen Religion sich begeben oder im Fall des Ungehorsams Eurer Fürstlicher Gnaden Stift räumen und andere Herren suchen sollen, welches wir ... vom Pfarrer allhier ... mit schmerzlichem Zustand und wider Verhoffens und Zuversicht samt mehren Inhalt untertänig vernommen ... Sollen hierauf Euer Fürstliche Gnaden untertänig nicht verhalten, daß allmals Euer Fürstlichen Gnaden wir als verpflichtete Untertanen mit Leib, Gut und Blut unterworfen ... und Euer Fürstlicher Gnaden ihm solchen unterthänig Gehorsam zu leisten immer in allen schuldig erscheinen. Dieweilen aber dieses Werk keinen weltlichen Gehorsam sondern die Ehre Gottes eines jeden Gewissens und Seligkeit belanget, auch in Betrachtung, wir des mehrteils bei dieser der Augspurgischen Confession erzogen und unsere lieben Eltern dahier ..; daß wir ohne Verletzung derselben Euer Fürstliche Gnaden nicht willfahren können, sondern gedenken durch die Gnad Gottes dabeizubleiben ... in Hoffnung und seliglich zu sterben ...Unsere Herzen und Gewissen, welche doch der allmächtige und schreckliche Gott, vor welchem Angesicht auch die Berg und Felsen schmelzen werden, zu regieren ihm allein vorbehalten hat, nicht gesichert sein mit unser armen Weib und kleine Kinder ins Exil und elend sollen gestoßen werden. Das werden unzweifelig euer fürstlicher Gnaden als ein priesterlicher Potentat und hochverständiger Fürst gnädig und väterlich beherzigen, uns bei angeregter bekannter Religion in Maßen dann derselben euer fürstlicher Gnaden hochlöbliche christselige Vorfahren getan, gnädig sein und bleiben ... Euer Fürstliche Gnaden uns hiermit zu Gnaden befehlen sam t... Antwort untertänig Hoffende.

Zeil, den 19. Mai anno 1595, Euer fürstlicher Gnaden, untertänige,

gehorsame Bürgermeister und Rat darselbst.”

 

Auf dieses Bittschreiben des Zeiler Rates ist keine Antwort des Bischofs Neidhart von Thüngen bekannt. [6]

 

 

Das Tagebuch des Hans Langhans

 

Hans Langhans, der ein genaues Tagebuch über alle als Hexen und Hexer Gefangenen und Hingerichteten geführt hat, gesteht in seiner Folteraussage etwa 1611, vom Teufel getauft worden zu sein. Damit war der Tatbestand des Baptismus am Rand vermerkt, das bedeutet, die Erwachsenentaufe, die als große Ketzerei (Wiedertäufer) galt.

Er gibt auch an, für den Teufel 1615/16 den Wein erfroren zu haben. Dies hat er tatsächlich in sein Tagebuch eingetragen. Daraufhin sei das Hexenbrennen angegangen.

 

Es ist zu vermuten, daß die Aussagendes Langhans überlegt waren, da sie an zwei Tagen und mit Ruhezeiten dazwischen gemacht wurden und Anspielungen auf die politischen Ereignisse beinhalten. Es wurden Namen genannt, die in Orten wohnten, welche ebenfalls der neuen Lehre zugewandt waren, wie z.B.: Sand, Krum, Haßfurt, Zell, Königsberg, Eltmann, Schmachtenberg, Ziegelanger, Steinbach und Knetzgau. Auch einflussreiche Leute wie Klaus Düring als Schultheiß und der Schultheiß von Krum werden im Verhör genannt.

Sie alle sollen den Teufel geküsst und dann Wasser auf die Wiesen gegossen haben.

Das Bekenntnis scheint eine Art Lebensbeichte zu den Vorkommnissen der letzten 17 Jahre gewesen zu sein. Es werden genaue Zeiten angegeben und nach mehrmaliger Drohung und nach weiterer Folter werden schließlich auch die Namen noch lebender Ratsherren genannt.

 

Die vielen Belege, die Hans Langhans im Tagebuch als Beweis seiner Rechtgläubigkeit angibt, lassen ahnen, wie schwer der Gewissenskampf und wie groß seine Angst waren. Auch hatte er 1622 als Zeichen seiner Buße eine Marter mit der Kreuzigung Jesu aus Stein gestiftet, die heute noch am Seerangen steht.

Der ehemalige Bürgermeister Hans Langhans wurde 1628 in Zeil als Hexer verbrannt.

Damit endet sein Tagebuch.

Von den weiteren Verbrennungen, die bis 1631 dauerten, haben wir keine genaue Kunde.

Ingesamt wurden 600 Opfer hingerichtet und es wurden 500.000 fl. eingenommen. [7]

 

 

Das Geständnis des ehemaligen Bürgermeisters und Ratsherrn Hans Langhans

 

...das am 26. Februar 1628 unter den Herren H. D. Einwag (Richter ?) und Dr. Vasoldt, Stadtschreiber aus Bamberg aufgezeichnet wurde.

 

In der gütlichen Aussage bekennt er, daß er jetzt 35 Jahre alt, in seiner Jugend bei seinem damaligen Herren Paul Zigler in Dienst gewesen sei und Vieh gehütet habe. Damals habe er mit 14 Jahren mit einer Kuh zweimal Unzucht getrieben. Er wisse sonst nichts.

Nach Anwendung des Daumenstocks gibt er zunächst nichts weiter zu.

Nach Anwendung der Beinschrauben: Wolle alles sagen, man solle ihm dilation (= Aufschub) geben.

 

Nachdem er an den Zug geführt wurde (gemeint ist der Aufzug) und ein wenig der Strick gezogen wurde, bekennt er:

“Vor ungefähr 17 Jahren um Martini in End Zigler  Haus einfutmut (gemeint ist ein Fest). Wäre auch dort gewesen und zur Pottlerin ein Lieb gewonnen, so auch derselben Zeit diesem Fest beigewohnet ... Unzucht getrieben ... danach der Geist (gemeint ist der Teufel) begehrt, ihm anzuhangen und was er ihm heiße zu tun. Die Hand darauf geben und ihn für sein Gott zu halten und auf Bedrohen hin den Hals umzudrehen, solches geleistet ...

3 Tage danach sei der Geist wieder gekommen, hätte Unzucht getrieben und … er mußte zum Speyersbrunnen zu Tanz und Tauf kommen. Bei der Tauf beigewohnt Apollonia Seitzin, die das Wasser geschöpft, der Geist ihn getauft in bösen Teufelsnamen. Jakob genannt. Konzorte dort gewesen ...” Hans Langhans gibt genaue Zeiten an für das Jahr 1611 bis zum Jahr 1615, wo er beim Teufel gewesene sei.

“Er habe Ratschlag gehalten 1615/16 am Speyersbrunnen, den Wein zu erfrieren (tatsächlich ist der Wein in diesem Jahr erfroren). Anno 1615/16 geschehen. Alsdann das Brennen angegangen. Darein er auch sein Willen geben.”

Weitere Namen werden genannt.

...”Beim Tanz anno 1626 Kilian Meyer gewesen und andere”.

Gibt zahlreiche Namen an, auch von Männern aus Knetzgau und Königsberg.

Es folgen mehrere Treffen mit dem Teufel und Namen von Anwesenden ... Vor einem halben Jahr sei der Geist das letzte Mal bei ihm gewesen auf seinem Boden, zu ihm gesagt, er würde auch eingefangen werden. Sollte sie nichts bekommen, wollt ihm wohl davon helfen mit Vermelden, wär nichts mit dem Verbrennen. Nach diesem kämen sie in sein Reich. Dort hätten sie Essen und Trinken genug und alle Wollust. Darauf er gesagt, du hast mich betrogen und nichts gehalten, sehe es wolle wie es zugehe.

Wolle darauf leben und sterben und allen unter die Augen sagen. Sei ganz die Wahrheit, öfters repetiert.“ [8]

 

 

Aus den Prozessprotokollen vom 14.02.-22. 04. 1628

 

Erhalten geblieben sind 22 Aussagen folgender Personen:

  • Wolf Dietlein von  Steinbach, 26 Jahre
  • Antonius Linz, Ratsherr und Heiligenpfleger von Zeil, 39 Jahre
  • Hans Läiß, Viertelmeister von Zeil, 40 Jahre
  • Ger Linßin (vermutlich Verwandte des Anton Linß) von Steinbach, ungefähr 42 Jahre
  • Kun Rinter, Witwe von Jakob Rinter, aus Zeil, ungefähr 52 Jahre
  • Dorl Kraußin, Anton Linß Stieftochter, von Zeil, ungefähr 18 Jahre
  • Hans Langhans, ehemaliger Bürgermeister und Ratsherr von Zeil, 35 Jahre
  • Margareta Zigler, Kilian Ziglers Frau, von Zeil, ungefähr 46 Jahre
  • Melchior Steib, der Alte von Steinbach, ungefähr 50 Jahre
  • Gertraud Vogel, Witwe, von Zeil, bei 50 Jahren
  • Hans Rab, der Ältere, von Ziegelanger, bei 40 Jahren
  • Margarete Kilian, Rinterin, aus Zeil, 41 Jahre
  • Max Bergner aus Ziegelanger, 50 Jahre
  • Michael Arnold, Viertelmeister aus Zeil, 30 Jahre
  • Barbara Schurin, Witwe, von Ziegelanger,
  • Hans Gautz von Zeil, 40 Jahre
  • Hans Gautz von Ziegelanger, 40 Jahre
  • Georg Kerner aus Zeil, 43 Jahre
  • Margarete Linhardt, Rutschen Frau, 54 Jahre
  • Gerl Keiserin, Klausen Scheffers Frau von Steinch
  • Sebastian Reich, in der Vorstadt, 32 Jahre
  • Eva Hans Petzen, Frau von Steinbach, 24 Jahre

 

Dies sind die einzigen Protokolle, die in Abschrift erhalten blieben.

 

Prof. Dr. Engelhard Eisentraut hat sie 1941 nach den Originalakten transscribiert. Die Akten wurden in Würzburg bei Fliegerangriffen 1945 vernichtet.

Welche der Angeklagten hingerichtet wurden, ist lediglich dem unvollständigen Tagebuch des Bürgermeisters Hans Langhans zu entnehmen. Fast alle Verhöre sind, wie am Rande vermerkt, von Dr. Vasold als Stadtschreiber aufgezeichnet worden, dazu wird H. D. Einwag als Richter (?) erwähnt.

 

Alle Verhöre verlaufen nach dem gleichen Schema. Zumeist wird Teufelstaufe gestanden, am Rand der Verhörprotokolle mit “Baptismus”, also Erwachsenentaufe, die zu damaliger Zeit als Irrlehre streng verfolgt wurde, bezeichnet. Dieses Geständnis führte dann zumeist zu einem Todesurteil.

 

Die Abfolge war bei den harten und unbarmherzigen Foltern in etwa immer die gleiche: Gütliches Vernehmen, Daumenschrauben, Beinschrauben, der Zug, der Bock und dann die Leiter. Auch nach Stigmata (Teufelszeichen) wurde gesucht. Fast immer kommt die Abnegatio (= das Leugnen Gottes) vor, wird aber auch als Abschwören des Augsburgischen Bekenntnisses in den Quellen gewertet.

 

Nur wenige der Angeklagten haben heldenhaft bis zum Schluß nicht gestanden, wie Max Bergner von Ziegelanger, 50 Jahre, Michael Arnold, Viertelmeister von Zeil, Barbara Schurin, Witwe von Ziegelanger und Jung Gautzen aus Zeil. Was mit ihnen geschah, wissen wir nicht, vermutlich wurden sie nach der Aussage der entflohenen Barbara Schwarz im Gefängnis gehalten, bis sie verhungert waren.

 

 

Peinliches Verhör der Barbara Schwarzin

17. September 1627

(Abgeschrieben 12. Nov. 1629)

 

„Barbara Schwarzzin, Wirtin bei der Gäns in Bamberg, festgenommen in Bamberg, der Hexerei wegen und gütlich befragt worden. Sagt, “daß sie dieses Übels völlig frei sei und unschuldig, man solle den ihr lebendig zeigen, der ihr solches nachzusagen habe, und so wahr Gott lebe, geschehe ihr deswegen Unrecht”.

Hierauf ist sie mit Steffan Baurry (?) gewesenem Rathsbürger zu Bamberg confrontiert worden, der sagt ihr, er hätte sie zu Koppach bei Hallstatt an einem Hexentanz gesehen, wölle auch darauf leben und sterben ...

Am 1. Oktober wurde sie wiederum zuerst gütlich befragt wegen der Hexerei, sagt, sie könne und wisse nichts, man solle es gleich mit ihr machen, wie man wolle, so wisse sie doch von der Hexerei nichts zu sagen …

hat man sie nach langer Güte erstlich mit dem Daumenstock angegriffen, sagt, habe zeit ihres Lebens nichts von der Hexerei gesehen, ... schreit ... dann wurde sie entblößt und ihr das Haar geschnitten, wurde ein Zeichen gefunden, das mit der Nadel probiert wurde, aber kein Blut herausgeflossen ... sie erhält Bedenkzeit.

Mittwoch, den 6. Oktober 1627, wiederum vorgeführt worden, von nichts wissen wollen, bleibt ein für allemal dabei, es geschehe ihr Unrecht, ist auf den Bock gesetzt worden ... leugnet wiederum.

Am 10. April 1628 wird sie wiederum vorgeführt und sie leugnet wieder.

Samstag, den 14. Oktober 1628, ist sie wieder zuerst gütlich befragt worden, sie leugnet und bittet, man solle ihr das kaiserliche Recht mitteilen, und weil sie unschuldig sei, sie aus der Haft entlassen.

Mittwoch, den 22. Oktober, leugnet wieder und... (?) in ein gefältret (?) Stüblin gesperrt worden.

Weitere Verhöre am 14. August 1629, vernommen, sie sich ungeduldig gezeigt, sie sei getauft, sakramentiert und... (?)

(Hier ist einiges nicht lesbar)

...Zum Geständnis gemahnt, gesteht sie nichts und verharrt.

Gleich wie sie unschuldig in diese Haft gekommen, so wolle sie wie auch die Clüsing (?) aus Bamberg, die auch unschuldig hereingekommen sei, auch jetzt ledig sei, und daß man auch die Hagrestin (?) wiederum ledig zu Bamberg gelassen, man sie auch wieder heim lassen solle, denn sie sei kein Druth ... sie auch mit allem Ungestüm ungeduldig und schreit, daß man ihr doch die Gerechtigkeit zukommen lassen solle.

Hierauf sie mit Ruten gepeitscht wurde... bleibt in ihrer Verstockung allzeit beständig.

Montags, den 12. November 1629, ist wiederum zur gütlichen Confession ermahnt worden, ist alles umsonst, bleibt verstockt wie allezeit.“ [9]

 

 

Die Petition der Barbara Schwarz

 

“Ich arme Bürgerin von Bamberg, ein elendes und krankes Weib, dessen sich ein steinernes Herz erbarmen müßte, klage Euer kaiserlichen Majestät mit aller Untertänigkeit, daß ich nunmehr fast drei ganze Jahre in Zeil, im Stift Bamberg gelegen, in harter schwerer Gefangenschaft und in Banden gehalten wurde. Mit Wasser und Brot wurde ich jämmerlich versorgt und nur deshalb, weil ein leichtfertiger Gesell, Stefan Bayer, mit dem ich einen Streit hatte, mich der Hexerei beschuldigte und gegen mich aussagte...

Sie haben mich nach Zeil gebracht. Mit Daumenstock und Beinschrauben, mit Rutenstrich und Peitschenhieben haben sie mich gemartert an die acht Mal. Ich habe alle Pein als ohnehin schwaches Weib mit aller Geduld getragen und auf meiner Unschuld beharrt. Dessen ungeachtet und obwohl die Rechts klar bestimmen, daß eine Person, die sich mit ausgestandener Pein von der Anklage abwendet, auf freien Fuß gesetzt werden soll, bin ich doch mit vielen anderen, die ebenso trotz Martern keine Schuld bekennen konnten, bis jetzt in Banden und Eisen gefangen gehalten worden.

Bis ich endlich, um dem Tod durch Verhungern zu entgehen, fliehen konnte. Mit einem Stein habe ich die Eisen durchgefeilt, mit denen ich an die Wand geschmiedet war. Durch Bamberg habe ich mich hierher verfügt.

Ich bitte um einen Schutz- und Geleitbrief, ich bitte, den Bischof und Fürsten und dessen Kommissaren zu befehlen, mich zu meinem Mann zurückzulassen, damit ich wieder mein Hauswesen versehen, meine Kinder versorgen kann.

Ich will Kaution stellen und mich bereithalten für ein ordentliches und rechtmäßiges Prozeßverfahren.

Bamberg, den 20. September 1630” [10]

 

 

 


Quellen dieser Seite:

[1]    Seit 2011 ist in Zeil zum Gedenken an die zahlreichen Opfer ein Dokumentationszentrum der Hexenverfolgung in Franken eingerichtet.

[2]    Mauer, Hermann, Marquardt, Die Chronik der Stadt Zeil, Zeil, 2 Bde., 1971.

[3]    Mauer, Stickler u. Willi Schreiber, Truden, Trullen, Teufelstanz ...., unveröffentlichtes Manuskript vor 1982.

[4]    Ludwig Leisentritt, Ohne Folter hätte es keine Hexen in Zeil gegeben, Beilage im HAS, 18. 11. 2000.

[5]    Andrea Stickler, Eine Stadt im Hexenfieber, Pfaffenweiler 1994; Hermann Mauer, Zeil im Anbruch einer neuen Zeit, in: Chronik der Stadt Zeil, 1971/1986.

[6]    Mauer, Chronik der Stadt Zeil, S.141 ff., Stadtarchiv Zeil BPP Nr. 51 .

[7]    Ludwig Leisentritt, Ohne Folter hätte es keine Hexen in Zeil gegeben. HAS, 18. 11. 2000.

[8]    Nach einer Abschrift von Eisentraut, 1941, die Originale wurden vmtl. in Würzburg bei einem Bombenangriff vernichtet .Stickler, 1994.

[9]    R.B. Msc. 148/168 Staatsbibliothek Bamberg.

[10]  Willi Schreiber, 1982, Kronach, der Fall der Gänswirtin ist nur aus der Literatur bekannt.